Sitzung: 05.09.2023 Jugendhilfeausschuss
Vorlage: II/048/2023
Beschluss:
Der JHA nimmt die Ausführungen der Verwaltung zum Diskussionspapier des Stadtelternrates vom 12.07.2023 zur Kenntnis.
Protokoll:
AM Sabine
Mallon-Leonczuk stellt das Diskussionspapier des Stadtelternrates vor und dessen
Intention für mehr Anstrengungen zur Fachkräftesicherung, die wichtige
frühkindliche Bildung zum Kindeswohl und um schulische Erfolge zu ermöglichen. Darüber
hinaus sollen zuverlässige Meldungen seitens der Träger etabliert werden.
Stv.
Vincent Endereß lobt den guten Umgang mit der Thematik und die inhaltliche Einbringung
in den JHA. Das Feedback der Eltern ist eine gute Entscheidungshilfe für den
Ausschuss und wäre in regelmäßigen Runden wünschenswert. Außerdem stellt sich
für ihn die Frage, wie man die Träger zu verlässlichen Antworten bewegen kann,
um zu einem aussagekräftigen Gesamtbild zu kommen.
Stv.
Marion Klaus bittet die Verwaltung um Nachfrage beim Landesjugendamt bezüglich der
verlässlichen Zahlen. Sie kündigt erneut einen Antrag der SPD-Fraktion
hinsichtlich eines Pools mit Springerkräften für Kitas an, der natürlich auch
von den Trägern finanziell mitgetragen werden muss. Frau Klaus hält die
Rückzahlungen an die Eltern für dringend erforderlich, sie hält Haan zurzeit
für keine kinderfreundliche Kommune und erwartet Gespräche der Verwaltung mit
den Trägern.
Die 1.
Bgo. Annette Herz berichtet, dass jedes Jahr Trägergespräche stattfinden.
Der damalige Antrag wurde seinerzeit nach den Diskussionen zur
Fachkräftesicherung von der SPD-Fraktion zurückgezogen. Hierzu wird regelmäßig
von der Verwaltung im JHA und BSA berichtet. Frau Herz verweist auf die sehr
gute Situation mit einer 100 %-igen Betreuungsquote und somit einem hohen Standard
in Haan.
Amtsleiterin
Stephanie Dellit informiert, dass der Jugendhilfeplaner einen Fragenkatalog an die
Kitaleitungen versandt hat mit der Bitte um Rückmeldung der Träger an die
Abteilungsleitung Kita-Fachberatung.
Der Landschaftsverband hat in seinem letzten Rundschreiben mitgeteilt, dass ab
diesem Jahr vermehrt Prüfungen vor Ort durchgeführt werden, so dass der
entsprechende Prüfbericht dem JHA weitergeleitet werden kann.
Der Stv.
Vincent Endereß zitiert aus einer Dauer-Stellenausschreibung der Stadt
Haan, die sich auf die Fachkräftegewinnung und Ausbildung fokussiert. Er zieht
daraus die Schlussfolgerung, dass Springerkräfte, wie von der SPD gefordert,
nicht gefunden werden können.
AM
Bernhild Kurosinski weist darauf hin, dass das Hauptanliegen die Schaffung
valider Zahlen sein muss. Für die Kitas der katholischen Kirche kann sie auf
jeden Fall mitteilen, dass Ausfallzeiten sachgemäß gemeldet werden sowie von
den Kitas der Stadt Haan auch. Somit liegt schon ein valides Zahlenpaket vor,
dass man sich ansehen könnte.
Der Stv.
Vincent Endereß bittet für den nächsten JHA um ein aussagekräftiges
Monitoring.
AM Sabine
Mallon-Leonczuk sieht das Signal an die Eltern, dass die Betreuung in Haan bei einer 40
%-igen Ausfallquote noch gut dasteht, als schwierig an. Sie verweist auf Fälle
von häuslicher Gewalt, die nicht gesehen werden, wenn die Kinder nicht in die
Kita gehen können.
Die 1.
Bgo. Annette Herz stellt fest, dass man in der Zielsetzung gar nicht so
weit auseinanderliegt. Alle wollen eine 100 %-ige Betreuung mit verlässlicher
hoher Bildung und Betreuung. Auch Frau Herz zeigt sich unzufrieden bei einem 40
%-igen Ausfall in der Betreuung, vor allem auch unter Kinderschutzaspekten. Es
werden große Anstrengungen unternommen, dass es besser wird, u.a. wurden drei
Springerstellen in den städtischen Kitas eingerichtet. Sie macht noch einmal
darauf aufmerksam, dass die Elternbeiträge nur das Vorhalten des Platzes
finanzieren. Aus ihrer Sicht ist das Hauptanliegen der Eltern das
Betreuungskontingent und nicht die Rückzahlung der Beiträge, was im Übrigen
einen hohen Verwaltungsaufwand bedeuten würde. Die Stadt Haan fokussiert sich
darauf, weiterhin gezielte Impulse zu setzen für die Fachkräftesicherung. Das
Jugendamt wirkt als Multiplikator auch an die freien Träger, die jedoch selbst
über ihre Ausrichtung entscheiden.
Der Rücklauf
des Fragebogens wird auf Rückfrage zeitlich so erwartet, dass zum nächsten JHA
ein aussagekräftiges Monitoring erstellt werden kann. Die Amtsleiterin
Stephanie Dellit ergänzt, dass für Stellen, die in Einrichtungen nicht
besetzt sind, keine Rückzahlungen durch den Träger an die Stadt erfolgen. Sie
führt aus, dass die Trägergespräche bis in den November hinein stattfinden und
somit ein erster Sachstand im nächsten JHA erfolgen kann.
AM Sabine
Mallon-Leonczuk macht deutlich, dass die Eltern keine Rückzahlung der Beiträge fordern,
wenn eine 100 %-ige Betreuung gewährleistet ist.
Die 1.Bgo.
Annette Herz macht darauf aufmerksam, dass die Elternbeiträge 10 % der Finanzierung
der Kitaplätze decken; erkrankte Kolleg_innen verursachen trotzdem
Personalkosten. Eine tagesscharfe Abrechnung kann nicht geleistet werden. Die
Verwaltung hatte geplant, pauschal auf einen Monatsbeitrag zu verzichten. Dies
ist aufgrund der sich rapide verschlechternden Haushaltslage nicht möglich. In
den nächsten Jahren müssen alle freiwilligen Leistungen auf den Prüfstand
gestellt werden.
AM Beate
Baroke
kann die Appelle der Eltern verstehen, kennt allerdings als Vertreterin der AWO
auch die Probleme des Fachkräftemangels zur Genüge. Die Ausschreibung von
Springerstellen hält auch sie für nicht erfolgversprechend. Darüber hinaus
bestätigt Frau Baroke den Eindruck, dass Haan federführend in der Betreuung im
Kreis Mettmann ist und alles getan wird, um Eltern, die um ihre Arbeitsplätze
bangen, zu unterstützen.
AM Klaus Faulhaber-Birghan kann für die Caritas
mitteilen, dass die Meldungen tagesgenau und sehr akribisch platziert werden.
Dies schon aufgrund der Aufsichtspflicht und der Gefahr von
Kindeswohlgefährdung. Das Landes-Jugendamt muss täglich informiert werden,
schon aus politischen Gründen, um auf den Fachkräftemangel aufmerksam zu
machen. Er verweist auf die momentan eskalierenden Kita-Budgets und die
Kostenexplosion aufgrund der massiv gestiegenen Personalkosten und der
vorherrschenden Inflation. Die Caritas läuft mit 11 Kitas im Kreis in ein
Defizit hinein und man muss maßvoll agieren und etwas weniger Personal zur
Verfügung zu stellen, um den Caritas-Verband zu schützen. Es handelt sich um
eine massive Schieflage, die in kürzester Zeit eskalieren wird.
AM
Bernhild Kurosinski ergänzt, dass die von Herrn Faulhaber-Birghan aufgezeigte
Situation alle Träger betrifft.
Auf die
Frage von Herrn Faulhaber-Birghan, ob zu den Trägergesprächen auch die Träger
der Kitas angeschrieben wurden, wird Amtsleiterin Stephanie Dellit nachsteuern.
Amtsleiterin
Stephanie Dellit erläutert, dass es selbst beim Einsatz von einem oder zwei Springern
oder Kita-Plus-Kräften beim Ausfall von nur zwei Kolleg_innen unmöglich ist,
diese zu kompensieren. Die Kitas arbeiten mit einem hohen Anteil an
Teilzeitkräften. Darüber hinaus haben die Kita-Leitungen viele
Organisationsarbeiten zu erledigen. Drastische Maßnahmen wie
Gruppenschließungen werden nur als äußerstes Mittel eingesetzt. Die
Aufsichtspflicht der Kinder und die Fürsorgepflicht gegenüber den
Mitarbeitenden muss jedoch immer im Vordergrund stehen.
AM
Faulhaber-Birghan verweist darauf, dass man von der Landesregierung komplett im Stich
gelassen wird. In Richtung der Eltern weist er darauf hin, dass es zu
Demonstrationen kommen wird, da es so nicht weitergehen kann.
Abstimmungsergebnis:
einstimmig zur Kenntnis genommen