Sitzung: 21.02.2024 Ausschuss für Umwelt und Mobilität
Beschluss: einstimmig beschlossen
Vorlage: 66/090/2024
Beschluss:
Der Bürgerantrag wird abgelehnt.
Protokoll:
- Die Sitzung wird um 17:06 Uhr für einen
Wortbeitrag aus dem Gästebereich unterbrochen. Während der
Sitzungsunterbrechung erfolgen Rückfragen von den Ausschussmitgliedern –
Mark Herzer (Anwohner): Wir
sind heute stellvertretend für alle Betroffenen der Verkehrssituation
Dürerstraße hier, um unser Anliegen vorzutragen. Unter den betroffenen
Anwohnern gibt es Personen, die seit 60 Jahren an der Dürerstraße wohnen und
diese Straße als ruhige Wohnsiedlung in Erinnerung haben. Die durch die Stadt
Haan durchgeführte Verkehrsmessung spiegelt nur einen eingeschränkten und
temporären Zustand wider und ist aus unserer Sicht somit nicht repräsentativ.
In Wahrheit zeichnet sich verkehrlich ein viel gravierendes Bild ab, als die
Messung suggeriert. Wir sind davon überzeugt, dass die verkehrliche Situation
mit Hilfe von Fahrbahnverengungen und Versätzen entschärft werden kann. Es
besteht Gefahr in Verzug.
Stv. Meike Lukat: Die geschilderte
Parkplatzproblematik ist nicht nachvollziehbar. Durch eine Verengung und
Verschwenkung der Fahrbahn würde es zudem zu einer Verschärfung des Problems
kommen. Die Dürerstraße hat dank der bestehenden „Rechts vor Links“-Situation
den Vorteil, dass Verkehrsteilnehmende zum regelmäßigen Abbremsen vor den
Kreuzungspunkten aufgefordert sind. Zudem ist fraglich, wieso die Ergebnisse
der Verkehrsmessung nicht repräsentativ sein sollen– woraus wird diese Annahme
geschöpft. Die Geschwindigkeitskennzahl V85 zeigt, dass keine Notwendigkeit für
den Einbau geschwindigkeitsdämpfender Maßnahmen besteht. Das Parken ist aber
grundsätzlich beidseitig erlaubt, richtig?
Mark Herzer: Trotz der Ausweisung als
Tempo-30-Straße, suggeriert die Fahrbahnbreite ein höheres
Geschwindigkeitsniveau. Die Fahrbahnbreite beträgt fast acht Meter. Das Parken
ist beidseitig erlaubt, aber es macht keiner, weil die Flächen nicht markiert
sind.
Stv. Meike Lukat: Nicht
nachvollziehbar ist auch die Argumentation, dass mit Fahrbahnverschwenkungen
und Verengungen das Parkraumproblem entspannt werden kann, zumal die
geforderten Maßnahmen zu einem Wegfall von Parkraum führen würde.
Mark Herzer: Das Parkplatzproblem
wird von der Stadt formuliert.
Stv. Andreas Rehm: Ist der Gehweg in
Ordnung oder liegen dort Mängel vor?
Mark Herzer: Der Gehweg ist ausreichend geschützt. Auf einer Seite ist der Gehweg
teilweise sehr schmal.
Mark Herzer: Das Parken auf der
anderen Seite wird als Affront gesehen und man wird angehupt. Wenn man von
Links aus der Seitenstraße rechts einbiegen möchte (Bildreferenz 2), fährt man
teilweise direkt in den Gegenverkehr oder einem wird die Vorfahrt genommen.
Stv. Anette Braun-Kohl: Wie
viele Ihrer Nachbarn haben den vorliegenden Bürgerantrag unterschrieben?
Mark Herzer: Es sind insgesamt 40
Haushalte – de facto alle die wir angetroffen haben. Das Problem ist bei allen
Beteiligten bekannt. Es handelt sich auch nicht um eine subjektive Wahrnehmung.
Es wird berichtet, dass Fahrzeuge im Drift um die Kurve fahren.
- Die Sitzung wird um 17:17 Uhr fortgesetzt –
Stv. Meike Lukat: Die sachliche
Entscheidungsgrundlage liefert die Geschwindigkeitskennzahl V85 der
Geschwindigkeitsmessung: Danach sind bauliche Maßnahmen nicht erforderlich. Wir
stehen grundsätzlich sehr gerne dafür ein, den Verkehr auf das
verkehrsrechtlich bestimmte Maß zu beruhigen. Wir bitten das Tiefbauamt uns
weitere Informationen zu geben, wie hoch die Kosten für das Markieren von
Parkbuchten oder eine Straßenverengung kosten würden. Würde die
Straßenverkehrsbehörde entsprechende Maßnahmen grundsätzlich in der Dürerstraße
zulassen?
Guido Mering: Wenn wir seitens der
Verwaltung Maßnahmen für erforderlich halten würden, dann wären wir
entsprechend tätig geworden. Ausgereifte Maßnahmen zur Geschwindigkeitsdämpfung
sind teuer, da diese wohl nur mit kostenintensiven tiefbautechnischen
Eingriffen einhergehen würden. Das reine Markieren ist nicht zielführend.
Eingangs wurde zur Position der Verkehrsmessanlage gesprochen, worauf ich
hinweisen möchte, dass die Messung bidirektional, also in beide Richtung
erfolgt. Gemessen wurden über 6.600 Fahrzeugbewegungen und weniger als ein
Prozent hiervon fuhren über 50 km/h. Bei dem Ergebnis handelt es sich um einen
Durchschnittswert für Tempo 30-Zonen bzw. Straßen mit einer zulässigen
Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h in Haan. Wir führen mit der Polizei
Gespräche. Auch die Polizei hält es für unverhältnismäßig an dieser Stelle
Maßnahmen zu ergreifen. Wir sprechen aber grundsätzlich über ein
flächendeckendes Problem. Wir nehmen die Problematik ernst und winken das nicht
einfach ab. Wie in der Vergangenheit bereits beschrieben worden ist, sind die
Verursacher der Geschwindigkeitsüberschreitungen auch Nachbarn. Gegenseitige
Rücksicht ist wichtig und aktuell ein gesellschaftliches Problem. Sollte der
Ausschuss dennoch geschwindigkeitsmindernde Maßnahmen wollen, wird sich die
Straßenverkehrsbehörde nicht davor verschließen, selbst wenn die Leichtigkeit
des Verkehres beeinträchtigt wird. Es muss hierbei aber auch eine Abstimmung
mit der Feuerwehr, der Rheinbahn und dem Rettungsdienst erfolgen.
Reinhard Zipper: Waren auf den
Geschwindigkeitsmessgeräten Tempoanzeiger mit Smiley vorhanden, sodass
hierdurch verfälschte Ergebnisse hervorgerufen worden sind?
Guido Mering: Die Messgeräte waren mit
einem Smiley-Anzeiger ausgestattet. Jedoch haben wir ein für Haaner Straßen
repräsentatives Ergebnis.
Stv. Andreas Rehm: Schade, dass als
einziger Vorschlag bisweilen die Markierung von Stellplätzen vorgetragen wurde.
Alternativ möchte ich vorschlagen, dass Grüninseln zur Verschwenkung der
Fahrbahn genutzt werden könnten. Jedoch sind die Gelder nicht vorhanden. Sind
wir als Stadt noch im Besitz der „Krefelder Stelen“?
Guido Mering: Die angesprochenen
Stelen sind an der Erkrather Straße im Einsatz und müssen dort verbleiben.
Weitere Stelen sind nicht vorhanden.
- BMin Dr. Bettina Warnecke tritt der Sitzung um 17: 26 Uhr bei –
Stv. Anette Braun-Kohl: Das
Anliegen des Bürgerantrags können wir nachvollziehen. Es gibt einzelne starke
Geschwindigkeitsüberschreitungen. Wir müssen anerkennen, dass 40 Haushalte den
vorliegenden Bürgerantrag unterstützen. Als CDU-Fraktion möchten wir den
folgenden Beschlussvorschlag formulieren: Die Verwaltung wird darum gebeten,
dem Bürgerantrag dahingehend zu entsprechend, dass effektive Maßnahmen zur
Reduzierung des Geschwindigkeitsniveaus ausgearbeitet werden. Die
Maßnahmenvorschläge sollen dem Ausschuss im Herbst 2024 vorgestellt werden.
Dr. Rolf Brockmeyer: Das einfachste
wäre, Parkflächen auf beiden Straßenseiten zu markieren, um die Zulässigkeit
des Parkens darzustellen.
Stv. Meike Lukat: Welche Maßnahmen
kommen in der Dürerstraße überhaupt in Frage? Wie viel Geld möchte die CDU im
Rahmen ihres Antrags veranschlagen? Heute wird auch über den Haushalt
debattiert. Da sollten auch die entsprechenden Investitionskosten zu diesem
Antrag eingebracht werden. Wir müssen nach sachlichen Kriterien entscheiden und
Gelder wirtschaftlich sinnvoll einsetzen. Außerdem müssen wir die
Gleichbehandlung aller Straßen berücksichtigen: Wenn in der Dürerstraße
Maßnahmen umgesetzt werden, dann hätte dies eine Präzedenzwirkung, welche die
Notwendigkeit von Maßnahmen an vielen anderen Straßen im Stadtgebiet notwendig
machen würde. Wir werden den unbelehrbaren Raser damit zwar nicht maßregeln
können, jedoch achten viele Verkehrsteilnehmer auf die Verkehrsmesssysteme mit
dem Smiley-Display. Mit Kosten in Höhe von 4.000 EUR wäre dies zunächst eine
erste Maßnahme, die angenommen werden sollte.
Stv. Jörg Dürr: Vorliegend handelt es
sich um eine schwierige und emotionale Situation. Aus unserer Sicht sollten an
neuralgischen Punkten niederschwellige Maßnahmen ergriffen werden. Beispielhaft
führe ich die optische Verengung, mittels Schrägparkern und alternierenden
Fahrbahnverschwenkungen nach dem Vorbild am Hülsberger Busch heran. Die
„bekloppten Raser“ werden wir damit nicht einfangen, aber das ist ohnehin
schwierig.
Stv. Anette Braun-Kohl: Eine
verdeckte Messung zur Aufnahme des tatsächlichen Geschwindigkeitsniveaus wäre
hilfreich.
Guido Mering: Verdeckte Messungen können
wir durchführen. Alle baulichen Maßnahmen kostet Geld. Auch das Setzen von
Baumscheiben auf der Fahrbahn zur Alternierung der Fahrbahn erzeugt Kosten in
der Größenordnung zwischen 25.000 – 30.000 Euro. Zu berücksichtigen ist
schließlich auch, dass die Maßnahmen so umzusetzen sind, dass der Linienbus
noch vorbeikommt. Die daraus resultierenden, notwendigen Abstände zwischen den
Verschwenkungen können die Wirkung der Maßnahme zunichtemachen. Alternierende
Verkehrsabschnitte können auch dazu führen, dass Verkehrsteilnehmer mit
übermäßiger Geschwindigkeit im Schlingelkurs vorbeiziehen. Bei Schwellen
erleben wir, dass viele Verkehrsteilnehmer hinter der Schwelle Gas geben.
Stv. Jörg Dürr: Unser Vorschlag ist,
dass wir über mögliche Maßnahmen nochmal nachdenken. Im September, also nach
den Sommerferien und nachdem die verdeckte Messung neue Ergebnisse liefern
kann, greifen wir das Thema nochmal auf.
Stv. Andreas Rehm: Bis September
erlangen wir keinen Erkenntnisgewinn. Deshalb stellen die GAL-Fraktion und WLH-Fraktion
folgenden Antrag: Auf der Dürerstraße soll ein Smiley-
Geschwindigkeitsanzeiger fest installiert werden. Für die Anschaffung und
Aufstellung der Anlage werden 4000 EUR in den Haushalt 2024 eingestellt. In
einem Jahr soll die Verkehrssituation an der Dürerstraße wieder vorgelegt
werden.
Stv. Anette Braun-Kohl: Für
die CDU-Fraktion möchten wir folgenden Kompromissvorschlag zur
Beschlussabstimmung bringen: Die Verwaltung wird beauftragt ein
Verkehrsmessgerät mit Smiley-Anzeige zu beschaffen und an der Dürerstraße an
geeigneter Stelle dauerhaft aufzustellen. Zudem soll weiterhin eine
Blindmessung erfolgen. Die verdeckte Messung soll bis Ende der Sommerpause
umgesetzt sein. Darüber hinaus wird die Verwaltung beauftragt dem Bürgerantrag
insofern zu entsprechen, dass effektive und finanziell sinnvolle Maßnahmen zur
Dämpfung des Geschwindigkeitsniveaus erarbeitet und dem Ausschuss im Herbst
vorgestellt werden.
Beschlussvorschlag 1 der CDU-Fraktion:
Die
Verwaltung wird beauftragt dem Bürgerantrag dahingehend zu entsprechen, dass
seitens der Verwaltung effektive und finanziell sinnvolle Maßnahmen zur
Dämpfung des Geschwindigkeitsniveaus erarbeitet und dem Ausschuss im Herbst
vorgestellt werden.
Zudem
soll ein Verkehrsmessgerät mit Smiley-Anzeige beschafft und an der Dürerstraße
an geeigneter Stelle dauerhaft aufgestellt werden. Zudem soll weiterhin eine
Blindmessung erfolgen. Die verdeckte Messung soll bis Ende der Sommerpause
umgesetzt sein.
Abstimmungsergebnis über den Beschlussvorschlag 1 der CDU-Fraktion:
Ja
7 / Nein 10 / Enthaltung 0
Beschlussvorschlag 2 der GAL- und WLH-Fraktion:
Die Verwaltung wird
beauftragt auf der Dürerstraße ein Smiley- Geschwindigkeitsanzeiger dauerhaft
zu installieren. Für die Anschaffung und Aufstellung der Anlage werden 4.000
EUR in den Haushalt 2024 eingestellt. In einem Jahr soll die Thematisierung der
Verkehrssituation an der Dürerstraße zur Wiedervorlage auf die Tagesordnung des
Ausschusses aufgenommen werden.
Abstimmungsergebnis über den Beschlussvorschlag 2 der GAL und WLH-Fraktion:
Ja
17 / Nein 0 / Enthaltung 0
einstimmig
angenommen
Abstimmungsergebnis:
einstimmig beschlossen
Ja 17 / Nein 0 / Enthaltung 0