hier: "Beläge" im Haaner Bachtal
Hintergrund:
Stadtverwaltung und beauftragtes Planungsbüro
hatten in der Sitzung des SUVA am 23.06.2020 über die Entwurfsplanung Grünzug
Haaner Bachtal im Rahmen des Investitionspakts "Soziale Integration im
Quartier" informiert. Im Jahr 2021 wurde über die Verwaltung und das
Planungsbüro die Entwurfsplanung Haaner Bachtal mit dem Jugendparlament, dem
Seniorenbeirat und dem Behindertenbeirat der Stadt Haan abgestimmt. In diesem
Zusammenhang und vor dem Hintergrund der Förderungsvorgaben wurde vertieft die
Thematik der Oberflächenbeläge der Wege des Haaner Bachtales analysiert und
besprochen. Die Ergebnisse dieser Analysen sollen in der Sitzung des
Ausschusses für Stadtentwicklung, Planung und Bau (SPUBA) am 07.10.2021
vorgestellt werden.
Sachverhalt:
In dem bewilligten Förderantrag zum Haaner
Bachtal wurde ein barrieriearmer Wegebelag in Form einer Asphaltdecke
vorgesehen. Aufgrund diverser Rückfragen aus der Bevölkerung wurden folgende
Wegebelagsformen in Bezug auf die örtlichen und nutzungsspezifischen
Gegebenheiten im Haaner Bachtal bewertet:
1.
Belag mit ungebundener Decke
2.
Belag mit einer Asphaltdecke
Ergebnis:
Die Verwaltung und das Planungsbüro
ST-Freiraum sprechen sich aus fördertechnischen, bautechnischen und
funktionalen Gründen für einen Wegebelag mit einer Asphaltdecke,
aufgehellt durch eine „Luxovite Einstreu, gestrahlt“ aus.
Hier sind insbesondere die Eigenschaften für die „Barrieriearmut“ der
Wege, bei gleichzeitigem Blick auf die Baukosten, hervozuheben.
Exkurs:
Zuschlagsstoff
„Luxovite“ (Quelle:
https://luxol.dk/produkte):
Luxovite ist ein
kalzinierter Feuerstein. Der blauschwarze Rohflint wird in Hochöfen gebrannt
(kalziniert). Der Einsatz von Luxovite als Zuschlagstoff für aufgehellte
Asphaltdeckschichten bewirkt eine hohe Licht-Reflektion auf
Asphaltdeckschichten und somit eine Reduktion der Aufheizung und Hitzeabgabe
der Wegeflächen. Diese verringerte Aufheizung bedingt auch eine hohe
Beständigkeit gegen Verformung der Wegefläche bei Hitzeperioden und somit eine
erhöhte Dauerhaftigkeit und Reduzierung des städtischen Pflegeaufwandes. Ein
weiterer Vorteil ist die Kostenreduktion durch reduzierte Investitionen in
Wegebeleuchtung, aufgrund der Lichtabstrahlung der weißen, reflektierenden
Zuschlagstoffe in der Wegedeckschicht.
Bewertungsergebnisse
der beiden Belagsformen:
1. Belag mit
ungebundener Decke (wassergebundene Wegedecke)
Eine
wassergebundene Decke besteht aus gebrochenem Natursteinmaterial (Schotter).
Die Deckschicht wird in einer Stärke von ca. 3 cm auf eine feuchte, etwas
dickere dynamische Tragschicht aufgewalzt. Die Tragschicht leitet sowohl Schub-
als auch Druckkräfte in die darunter befindliche Frostschutzschicht und den
tragfähigen Unterbau ab. Das Deckschichtmaterial wird durch die Witterung
eingewaschen und bildet eine kompakte, gebundene Struktur. Niederschlagswasser
kann durch die ungebundene Decke versickern. Jedoch lässt die Sicherfähigkeit
sukzessive immer stärker nach, so dass langfristig ein oberflächlicher Abfluss
des Niederschlagswassers erfolgt. Niederschläge sind die größte Gefahr für Wege
mit wassergebundenen Decken, da durch starke Regenfälle besonders an Steigungen
/ Gefällen die Deckschicht weggespült werden kann und somit Erosionsrinnen und
Schlaglöcher entstehen, die die Passierbarkeit der Wege erschweren oder sogar mit
Unfallgefahr versehen. Die laufende Instandhaltung mit entsprechend hohen
Betriebskosten ist also unabdingbar, um Wege und Straßen mit wassergebundenen
Decken langfristig nutzen zu können.
Analyse Projektbezogen:
-
Einschränkte
Nutzbarkeit für Rollstuhlfahrer und Passanten mit Rollatoren, da der
Rollwiderstand, vor allem bei Nässe, bei durch Starkregen erodierten
Oberflächen, aber auch bei langen Trockenheitsperioden (Abstauben der
Feinanteile) höher einzustufen ist.
-
In
der Folge sind Wege mit wassergebundener Decke nur bedingt als barrierearm
einzustufen.
b.
Bautechnische Themen
-
Ganzjährige
Verarbeitbarkeit.
-
Durch
Erosion entstehen an Gefällestrecken bei Neigungen über ca. 3% sowie an stark
beanspruchten Stellen Senken und Mulden, die aufweichen und Wasserpfützen
bilden.
-
Bei
intensiver Trockenheit löst sich das feinkörnige Material und neigt zu stauben.
Dabei kommt es Ebenfalls zu Erosion.
-
An
den Rändern und Übergängen zu Vegetationsflächen neigen Wege mit
wassergebundener Wegedecke zu bewachsen, so dass durch die Durchwurzelung
längerfristige Schäden entstehen.
-
In
der Folge sind Wege mit wassergebundenen Wegedecken zwar relativ kostengünstig
in der Herstellung, bedürfen aber einer regelmäßigen Pflege durch Wässern und
Walzen (siehe Tennisplätze).
c.
Funktionale Themen
-
Durch
Sickerfähigkeit, Verdunstung und hohe Lichtreflexion stellen Wege mit
wassergebundenen Decken den geringsten Eingriff in den Wasser- und
Temperaturhaushalt dar.
-
Für
stärker frequentierte Wege oder für Wege, die befahren werden, eignen sich
wassergebundene Decken nicht, da das Material verdrängt und verlagert wird. Auf
Radwegen ist das Bremsverhalten durch das rollige Deckschichtmaterial,
insbesondere bei höheren Gefällen, als ungünstiger anzusehen.
-
In
der Folge werden Wege mit wassergebundenen Wegedecken im öffentlichen Raum dort
eingesetzt, wo keine Längsgefälle bestehen und die Frequentierung gering ist.
2. Belag mit Asphalt
Definition:
Ein Belag mit Asphalt besteht in der Regel
aus gebrochenem Natursteinmaterial (Splitt / Schotter), das mit Bitumen
gebunden wird. Die Deckschicht wird in einer Stärke von ca. 3 cm auf eine
ebenfalls bituminös gebundene Tragschicht aufgebracht und durch Walzen
verdichtet. Diese gebundene Tragschicht leitet sowohl Schub- als auch
Druckkräfte in die darunter befindliche ungebundene Tragschicht oder
Frostschutzschicht und den tragfähigen Unterbau ab. Das Deckschichtmaterial
wird in Bezug auf Gestein und Körnung auf die Belastung abgestimmt und bildet
eine kompakte, gebundene und fugenfreie Struktur. Durch die Verwendung von
hellfarbenem Splitt kann die Oberfläche deutlich aufgehellt werden und die
Aufheizung verringert werden. Niederschlagswasser fließt über profilierte
Quergefälle in die angrenzende Vegetationsflächen oberflächlich abfließen, ohne
den Wegebelag zu gefährden.
Analyse
Projektbezogen:
a.
Fördertechnische Themen
-
Dauerhaft
gute Nutzbarkeit für Rollstuhlfahrer und Passanten mit Rollatoren, da der
Rollwiderstand witterungsunabhängig gering ist.
-
In
der Folge werden Wege mit Asphaltdecke als höchst barrierearm eingestuft.
b.
Bautechnische Themen
-
Eingeschränkte
Verarbeitbarkeit im Winter.
-
Wegeflächen
aus Asphalt sind in der Ebene und auch bei Gefällestrecken dauerhaft belastbar.
-
Wegeflächen
aus Asphalt sind fugenfrei und daher besonders stabil und dauerhaft.
-
Aufgrund
der dauerhaften Befestigung sind Wege- und Platzflächen mit Asphaltdecke nahezu
wartungsfrei.
-
In
der Folge werden Asphaltdecken für den großflächigen Einbau im Bereich stark
frequentierter Flächen verwendet.
c.
Funktionale Themen
-
Aufgrund
der Stabilität des Asphalts eignen sich Wege mit einer Asphaltdecke für
fußläufige und befahrbare Wegeflächen.
-
Durch
die Lagestabilität von Asphaltflächen bestehen keine Einschränkungen bei
geneigten Flächen.
-
In
der Folge werden Wege mit Asphaltdecke im öffentlichen Raum dort eingesetzt, wo
hohe Gestaltqualität gefordert ist und witterungsunabhängig eine
uneingeschränkte Benutzbarkeit auch bei höherer Belastung zu gewährleisten ist.
Weiteres Vorgehen:
Das Projekt „Haaner Bachtal“ wird in den
weiteren Planungsphasen bearbeitet und in diesem Jahr ausgeschrieben.
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss beschließt für das Haaner
Bachtal einen Wegebelag mit einer Asphaltdecke, aufgehellt durch eine „Luxovite
Einstreu, gestrahlt.
Finanz. Auswirkung:
Im Rahmen der 100 % Förderung werden 2.211.239,00 Euro brutto
gefördert.
Die aktuelle Kostenberechnung ergibt eine Bausumme von 2.423.511,00 Euro
brutto.
Somit ergeben sich Mehrkosten von 212.272,00 Euro brutto. Da die Wege
im Haaner Bachtal erheblich unter dem Starkregenereignis gelitten haben und die
Tragschichten über weite Teile erneuert werden müssen, prüft die Verwaltung
inwieweit Kosten für die Tragschichten anteilig über die Förderrichtlinie
„Wiederaufbau Nordrhein-Westfalen“ aufgefangen werden können.