Sachverhalt:
Der
Standortwettbewerb um Gewerbebetriebe und Wohnbevölkerung wird sich dauerhaft
um die Komponente Telekommunikation erweitern. Die Bedeutung der
Breitbandinfrastruktur wird weiter steigen, wobei das Medium ‚Glasfaser‘ die
Zukunft bestimmen wird.
Seit circa fünf
Jahren widmet sich die Wirtschaftsförderung verstärkt dem Thema Breitband und
begreift sich als Koordinierungsstelle zur Verbesserung der Breitbandqualität
im Stadtgebiet. In dieser Zeit wurden diverse Infoveranstaltungen besucht und
veranstaltet, Experten konsultiert, Unternehmens- und Bürgerbedarfe
aufgenommen/ermittelt und Lösungsansätze abgeleitet.
Problem
Die großen
Carrier planen bundesweit. Die speziellen Anforderungen Haans kommen da nicht
vor. Nur die Telekom und Vodafone verfügen über eigene Glasfaserzuführungen.
Die Telekom macht
folgende Angaben zur Netzabdeckung in Haan:
-
Die Gewerbebetriebe und Haushalte sind zu 100% mit einem
Breitbandanschluss versorgbar.
-
98,8 % sind mit einem leitungsgebundenen DSL-Anschluss versorgbar.
-
1,2 % müssen per Satellit oder Funk versorgt werden.
-
In allen Netzknoten sind 16 MBit Bandbreite verfügbar.
-
Für die gewerbliche Nutzung stehen Datenleitungen mit hohem
Qualitätsstandard zur Verfügung.
Die Erhebung der
Wirtschaftsförderung ergab, dass insbesondere den großen Unternehmen
bedarfsgerechte Angebote unterbreitet werden. Hier amortisieren sich die
Investitionskosten der Anbieter schneller. Für kleinere Unternehmen in der
Peripherie der Stadt hingegen gestaltet sich die Situation mitunter problematisch.
Nischenlösungen sind oft teuer.
Private Haushalte,
in einem gewissen Umkreis um die Netzknoten der Telekom in der Kirchstraße und am
Schirrmannweg erzielen zufriedenstellende Breitbandqualität. In Randbereichen
wie z.B. Tenger Süd kommen Reichweitenprobleme aufgrund physikalischer
Rahmenbedingungen zum tragen, so dass kaum noch Breitbandqualität erzielt wird.
Sowohl Telekom als auch Unitymedia erteilten unserer Ausbauanfrage eine Absage.
Mittelfristig
werden die Leistungsgrenzen von Kupfer-
und Koax-Leitungen erreicht. Die Versorgungssituation – insbesondere der
Haushalte – wird sich bei immer neuen medialen Produkten verschärfen. Die
Stadtteile, die heute ohne ausreichende Versorgung sind, können in ein paar
Jahren schon ohne Perspektive sein.
Unser Interesse
Die
Breitbandinfrastruktur soll perspektivisch im gesamten Stadtgebiet entwickelt
werden. Dabei sind Leerrohrpotenziale zu ermitteln, Leerrohrsysteme neu
anzulegen, bestehende Kabelverbindungen durch Glasfaser zu ersetzen sowie
Glasfaser neu zu verlegen. Die Tiefbaukosten für die Verlegung sind erheblich,
aber einmal verlegt, auch eine Investition für 30 Jahre und länger.
Für den Fall,
dass einzelne Stadtteile privatwirtschaftlich ausgebaut werden, sollte
sichergestellt sein, dass Investitionen entsprechend der lokalen Bedürfnisse
gesteuert werden können: Unterversorgte Gebiete müssen ausgebaut und ein
Zurückfallen des gesamten Standortes verhindert werden. Wir wünschen eine diskriminierungsfreie
Nutzung der Infrastruktur für alle Anbieter.
Schlüsselrolle Stadtwerke
150 von 900
Stadtwerken in Deutschland befassen sich mit dem Thema. Ratingen, Langenfeld
und Hilden sind bereits aktiv.
Auch die
Stadtwerke Haan könnten über ihre Kundenkontakte zielgenau die potenzielle
Telekommunikationskunden erreichen. Darüber hinaus stehen die regionale
Erfahrung und das Fachwissen über Trassenführung sowie eigene Leitungs- und
Leerrohrkapazitäten zur Verfügung. Daher könnte man sie als ‚natürlichen
Partner‘ bei der Errichtung des Netzes und des Netzbetriebes bezeichnen.
Ein Engagement
der Stadtwerke stellt aber auch eine strategische Investition dar: Smart Metering (intelligentes elektronisches
Zählen) spielt eine zunehmende Rolle, auch als Instrument der Kundenbindung und
des Kundenservice. In Ratingen wurde beispielsweise der Messstellenbetrieb
ausgeründet.
Mit dem
Versorgungsauftrag sind die Stadtwerke auf die Medien Gas, Wasser und demnächst
Strom begrenzt. Um den Erfordernissen gerecht werden zu können, bedürfte es
einer Anpassung die erlaubt, das Thema Telekommunikation zukünftig adäquat zu
befördern. Hierin liegt auch ein öffentlicher Auftrag zur Daseinsvorsorge.
Situation in bestimmten Teilen der Stadt
Industriepark
Haan-Ost
-
Pilotprojekt
mit Richtfunk: Überprüfung der Machbarkeit erfolgreich; Ende 2011 mangels
kritischer Masse nicht in die Umsetzung gegangen;
-
Erhebung:
Wie sind die Unternehmen angebunden (Anbieter, Leistung)? Wird der Bedarf
gedeckt?
-
Telekom
macht Anfang 2013 ein Budgetangebot in Höhe von 106.000 € für ergänzende
Systemtechnik
-
Gerade
bei älteren Immobilien liegt im Infrastrukturausbau auch ein
Werterhaltungsaspekt
Technologiepark
Haan | NRW
-
Businesslösungen
zweier Anbieter für die angesiedelten Unternehmen
-
Leerrohre
wurden im ersten Bauabschnitt nicht verlegt
-
Leerrohre
für den zweiten Bauabschnitt sind angestrebt
Wohngebiete Tenger Süd, Sombers, Erikaweg
-
nicht
im Fokus der Anbieter: Unterversorgung wird immer deutlicher;
-
Brückentechnologie
„Funk“ könnte Abhilfe schaffen: Fa. Filiago erarbeitet im Dialog mit Wifö und
Bewohnern ein Angebot;
Fördermöglichkeiten
Nach Auskunft der
Bezirksregierung Düsseldorf befindet sich Haan weder als sogenannte
Ballungsrandzone in der Förderkulisse, noch bei der Förderung von Gewerbegebieten.
Über die
Breitbandagentur NRW, Wuppertal werden Analysen, Bedarfserhebungen oder
Machbarkeitsstudien bezuschusst.
Weiteres Vorgehen
-
Nachfrage
bündeln und größere Einheiten schaffen: Abfrage für Interesse an Einheiten bei
diversen Anbietern, bspw. im Gebiet Tenger Süd
-
Modell
ohne gesellschaftsrechtliche und finanzwirtschaftliche Beteiligung der Kommune
auf Risiken prüfen (vgl. Betreiberkonzept zur Breitbandversorgung in Haan, fiber.finance.solution
am 25.1.2013 im Sitzungssaal)
- Der Kreis beauftragt die Erhebung einer Breitband-Netzplanung (Next-Generation-Access, NGA), die Aufschluss über die vorhandene passive Infrastruktur, Kabelverzweiger etc. geben und den optimierten Ausbaubedarf für Leerrohre aufzeigen soll. Der kreisweite Netzplan soll eine gemeinsame Informationsbasis für die individuellen Ausbaumodelle der Städte bilden.
Handlungsempfehlungen für die
Stadtwerke
Folgende
Punkte sollten geprüft werden:
- Lassen sich lokale Ressourcen zum Netzausbau aktivieren: Übersichtsplan Stadtgebiet
- Partner bei der Produktvermarktung „Telefonie und Internet als Ergänzungsangebot oder als Bestandteil von Paketen“: Verkauf der Produkte unter eigenem Namen oder Vertrieb als reiner Dienstleister;
- Beteiligung an Infrastrukturgesellschaft (Investor)
- Können die Motive und Leistungen der Stadtwerke Ratingen, Langenfeld und Hilden Beispiel für mehr Initiative im Feld der Breitbandversorgung sein?
Beschlussvorschlag:
1./ Die Aktivitäten
der Breitbandkoordinierungsstelle werden zur Kenntnis genommen.
2./ Ein stärkere Engagement der Haaner Stadtwerke zur Verbesserung der Breitbandinfrastruktur in Haan wird begrüßt. Die Ergänzung des Versorgungsauftrages soll überprüft werden.
Finanz. Auswirkung:
keine