Betreff
Aktivitäten zur Verbesserung der Breitbandversorgung
Vorlage
23/089/2013
Art
Informationsvorlage

Sachverhalt:

Der Standortwettbewerb um Gewerbebetriebe und Wohnbevölkerung wird sich dauerhaft um die Komponente Telekommunikation erweitern. Die Bedeutung der Breitbandinfrastruktur wird weiter steigen, wobei das Medium ‚Glasfaser‘ die Zukunft bestimmen wird.

Seit circa fünf Jahren widmet sich die Wirtschaftsförderung verstärkt dem Thema Breitband und begreift sich als Koordinierungsstelle zur Verbesserung der Breitbandqualität im Stadtgebiet. In dieser Zeit wurden diverse Infoveranstaltungen besucht und veranstaltet, Experten konsultiert, Unternehmens- und Bürgerbedarfe aufgenommen/ermittelt und Lösungsansätze abgeleitet.

 

Problem

Die großen Carrier planen bundesweit. Die speziellen Anforderungen Haans kommen da nicht vor. Nur die Telekom und Vodafone verfügen über eigene Glasfaserzuführungen.

Die Telekom macht folgende Angaben zur Netzabdeckung in Haan:

-       Die Gewerbebetriebe und Haushalte sind zu 100% mit einem Breitbandanschluss versorgbar.

-       98,8 % sind mit einem leitungsgebundenen DSL-Anschluss versorgbar.

-       1,2 % müssen per Satellit oder Funk versorgt werden.

-       In allen Netzknoten sind 16 MBit Bandbreite verfügbar.

-       Für die gewerbliche Nutzung stehen Datenleitungen mit hohem Qualitätsstandard zur Verfügung.

 

Die Erhebung der Wirtschaftsförderung ergab, dass insbesondere den großen Unternehmen bedarfsgerechte Angebote unterbreitet werden. Hier amortisieren sich die Investitionskosten der Anbieter schneller. Für kleinere Unternehmen in der Peripherie der Stadt hingegen gestaltet sich die Situation mitunter problematisch. Nischenlösungen sind oft teuer.

Private Haushalte, in einem gewissen Umkreis um die Netzknoten der Telekom in der Kirchstraße und am Schirrmannweg erzielen zufriedenstellende Breitbandqualität. In Randbereichen wie z.B. Tenger Süd kommen Reichweitenprobleme aufgrund physikalischer Rahmenbedingungen zum tragen, so dass kaum noch Breitbandqualität erzielt wird. Sowohl Telekom als auch Unitymedia erteilten unserer Ausbauanfrage eine Absage.

Mittelfristig werden  die Leistungsgrenzen von Kupfer- und Koax-Leitungen erreicht. Die Versorgungssituation – insbesondere der Haushalte – wird sich bei immer neuen medialen Produkten verschärfen. Die Stadtteile, die heute ohne ausreichende Versorgung sind, können in ein paar Jahren schon ohne Perspektive sein.

 

Unser Interesse

Die Breitbandinfrastruktur soll perspektivisch im gesamten Stadtgebiet entwickelt werden. Dabei sind Leerrohrpotenziale zu ermitteln, Leerrohrsysteme neu anzulegen, bestehende Kabelverbindungen durch Glasfaser zu ersetzen sowie Glasfaser neu zu verlegen. Die Tiefbaukosten für die Verlegung sind erheblich, aber einmal verlegt, auch eine Investition für 30 Jahre und länger.

Für den Fall, dass einzelne Stadtteile privatwirtschaftlich ausgebaut werden, sollte sichergestellt sein, dass Investitionen entsprechend der lokalen Bedürfnisse gesteuert werden können: Unterversorgte Gebiete müssen ausgebaut und ein Zurückfallen des gesamten Standortes verhindert werden. Wir wünschen eine diskriminierungsfreie Nutzung der Infrastruktur für alle Anbieter.

 

Schlüsselrolle Stadtwerke

150 von 900 Stadtwerken in Deutschland befassen sich mit dem Thema. Ratingen, Langenfeld und Hilden sind bereits aktiv.

Auch die Stadtwerke Haan könnten über ihre Kundenkontakte zielgenau die potenzielle Telekommunikationskunden erreichen. Darüber hinaus stehen die regionale Erfahrung und das Fachwissen über Trassenführung sowie eigene Leitungs- und Leerrohrkapazitäten zur Verfügung. Daher könnte man sie als ‚natürlichen Partner‘ bei der Errichtung des Netzes und des Netzbetriebes bezeichnen.

Ein Engagement der Stadtwerke stellt aber auch eine strategische Investition dar:  Smart Metering (intelligentes elektronisches Zählen) spielt eine zunehmende Rolle, auch als Instrument der Kundenbindung und des Kundenservice. In Ratingen wurde beispielsweise der Messstellenbetrieb ausgeründet.

Mit dem Versorgungsauftrag sind die Stadtwerke auf die Medien Gas, Wasser und demnächst Strom begrenzt. Um den Erfordernissen gerecht werden zu können, bedürfte es einer Anpassung die erlaubt, das Thema Telekommunikation zukünftig adäquat zu befördern. Hierin liegt auch ein öffentlicher Auftrag zur Daseinsvorsorge.

 

Situation in bestimmten Teilen der Stadt

Industriepark Haan-Ost

-     Pilotprojekt mit Richtfunk: Überprüfung der Machbarkeit erfolgreich; Ende 2011 mangels kritischer Masse nicht in die Umsetzung gegangen;

-     Erhebung: Wie sind die Unternehmen angebunden (Anbieter, Leistung)? Wird der Bedarf gedeckt?

-     Telekom macht Anfang 2013 ein Budgetangebot in Höhe von 106.000 € für ergänzende Systemtechnik

-     Gerade bei älteren Immobilien liegt im Infrastrukturausbau auch ein Werterhaltungsaspekt

 

Technologiepark Haan | NRW

-     Businesslösungen zweier Anbieter für die angesiedelten Unternehmen

-     Leerrohre wurden im ersten Bauabschnitt nicht verlegt

-     Leerrohre für den zweiten Bauabschnitt sind angestrebt

Wohngebiete Tenger Süd, Sombers, Erikaweg

-     nicht im Fokus der Anbieter: Unterversorgung wird immer deutlicher;

-     Brückentechnologie „Funk“ könnte Abhilfe schaffen: Fa. Filiago erarbeitet im Dialog mit Wifö und Bewohnern ein Angebot;

 

Fördermöglichkeiten

Nach Auskunft der Bezirksregierung Düsseldorf befindet sich Haan weder als sogenannte Ballungsrandzone in der Förderkulisse, noch bei der Förderung von Gewerbegebieten.

Über die Breitbandagentur NRW, Wuppertal werden Analysen, Bedarfserhebungen oder Machbarkeitsstudien bezuschusst.

 

Weiteres Vorgehen

-     Nachfrage bündeln und größere Einheiten schaffen: Abfrage für Interesse an Einheiten bei diversen Anbietern, bspw. im Gebiet Tenger Süd

-     Modell ohne gesellschaftsrechtliche und finanzwirtschaftliche Beteiligung der Kommune auf Risiken prüfen (vgl. Betreiberkonzept zur Breitbandversorgung in Haan, fiber.finance.solution am 25.1.2013 im Sitzungssaal)

-     Der Kreis beauftragt die Erhebung einer Breitband-Netzplanung (Next-Generation-Access, NGA), die Aufschluss über die vorhandene passive Infrastruktur, Kabelverzweiger etc. geben und den optimierten Ausbaubedarf für Leerrohre aufzeigen soll. Der kreisweite Netzplan soll eine gemeinsame Informationsbasis für die individuellen Ausbaumodelle der Städte bilden.

 

Handlungsempfehlungen für die Stadtwerke

Folgende Punkte sollten geprüft werden:

-     Lassen sich lokale Ressourcen zum Netzausbau aktivieren: Übersichtsplan Stadtgebiet

-     Partner bei der Produktvermarktung „Telefonie und Internet als Ergänzungsangebot oder als Bestandteil von Paketen“: Verkauf der Produkte unter eigenem Namen oder Vertrieb als reiner Dienstleister;

-     Beteiligung an Infrastrukturgesellschaft (Investor)

-     Können die Motive und Leistungen der Stadtwerke Ratingen, Langenfeld und Hilden Beispiel für mehr Initiative im Feld der Breitbandversorgung sein?

Beschlussvorschlag:

1./ Die Aktivitäten der Breitbandkoordinierungsstelle werden zur Kenntnis genommen.

2./ Ein stärkere Engagement der Haaner Stadtwerke zur Verbesserung der Breitbandinfrastruktur in Haan wird begrüßt. Die Ergänzung des Versorgungsauftrages soll überprüft werden.

Finanz. Auswirkung:

keine