hier: Antrag Stv. Frau Lukat vom 21.11.2013
Sachverhalt:
Frau Stv. Lukat stellt mit Ihrem Antrag vom 21.11.2013 folgenden
Beschlussvorschlag:
„Der Bauhof der Stadt Haan wird beauftragt in
den innerstädtischen Grünflächen in Haan einen Stadtgarten ab 2014 anzulegen,
in Anlehnung an das Projekt „Essbare Stadt, der Stadt Andernach“, welches den
Bundeswettbewerb „Lebenswerte Stadt“ gewonnen hatte.“
Projektbeschreibung
Andernach
Im Antrag wird auf das Projekt „Essbare
Stadt, der Stadt Andernach“ hingewiesen, welches den Bundeswettbewerb
„Lebenswerte Stadt“ gewonnen hat. Die Anlage eines Stadtgartens in Haan in den
innerstädtischen Grünflächen soll in Anlehnung an das genannte Projekt der
Stadt Andernach erfolgen.
Das Projekt essbare Stadt in Andernach
besteht aus zwei verschiedenen Projektteilen. Einerseits wurden etwa drei
Hektar öffentliche Grünanlagen in der Innenstadt durch das Einbringen von
Nutzpflanzen zu multifunktionalen Räumen verändert, andererseits wurde eine 14
Hektar große Permakultur im Stadtteil Eich angelegt. Das Projekt verfolgt das
Ziel, Landwirtschaft und heimische Kulturpflanzen im Wechsel der Jahreszeiten
erlebbar zu machen und die Bewohner zu motivieren, sich wieder für seinen
Lebensraum Stadt einzusetzen.
Die Stadt Andernach
hat als Projektpartner die Universitäten Bonn und Stuttgart gewinnen können und
arbeitet überdies mit der „Deutsche Gartenbaugesellschaft“ und der
„Gartenakademie Rheinland-Pfalz“ zusammen. Von dort werden neben der Begleitung
durch Fachleute auch Fördergelder eingesetzt.
Für die Planung,
Durchführung und Unterhaltung sind zusätzlich zum ursprünglichen Mitarbeiterstamm
im Grünflächenamt drei Techniker- und Meisterstellen eingerichtet worden.
Das 14ha große
Forschungsprojekt „Permakultur“, ist maßgebend für die erfolgten Auszeichnungen
und Förderungen. Hier betreibt die Stadt Andernach auch die Haltung von alten
regionalen Nutztierrassen. Die Erzeugnisse stehen nicht nur den Bürgern zum
Ernten zur Verfügung, sondern werden über regionale Läden vermarktet.
Die handwerkliche
Arbeitsausführung vor Ort übernehmen Mitarbeiter der eigens für das Projekt
gegründeten „Qualifizierungsgesellschaft Perspektive gGmbH“. In dieser erhalten
Langzeitarbeitslose eine Berufsqualifizierung. Die Gesellschaft arbeitet
ständig mit etwa 20 Langzeitarbeitslosen zusammen. Bezuschusst wird die Gesellschaft
aus Landes- und Bundesmitteln.
Welchen Zuschuss die
Stadt Andernach zu dieser Gesellschaft leistet konnte nicht in Erfahrung
gebracht werden.
Übertrag des Projekts auf die Stadt Haan
Die Umsetzung eines
vergleichbaren Projektes in Haan bedarf einer längeren Planungsphase im Bereich
der Stadtentwicklung in der u.a. Fragen nach Standorten, Bodenbeschaffenheit,
Ausstattung und Infrastruktur, Nachhaltigkeit, Personal- und Finanzausstattung
beleuchtet werden müssen. Auch muss die Gründung einer Gesellschaft analog zum
Projekt in Andernach überlegt und konzipiert werden.
Wenn ein
vergleichbares Projekt aufgelegt werden soll, dann müssen die personellen
Grundlagen dafür geschaffen werden. Ob es, wie im Beispiel Andernach gelungen
weitere Universitäten gibt, die sich im Rahmen eines Forschungsprojekts
beteiligen, gilt es überdies zu ermitteln und abzufragen. Im Rahmen der heute
bestehenden Personalausstattung ist nicht einmal die fachliche Begleitung der
Planungsphase möglich.
Aus der Erfahrung des
Betriebhofes ist die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Unterhaltung von
öffentlichen Nutzgärten eher gering, u.a. weil es in Haan keinen direkten Bezug
der Gärten zu historischen Gebäuden gibt wie etwa in Andernach entlang der
Stadtmauer. Sie würden hier eher unvermittelt im Stadtbild liegen und
bestenfalls vorhandene Parks in kleinteiligen Räumen aufwerten. Der historische
Kräutergarten, wie vor einigen Jahren am Haus am Quall errichtet, ist bereits
wieder verschwunden.
Die an allen Schulen vorhandenen Schulgärten
werden an keinem Standort gepflegt oder dauerhaft kultiviert. Um dieses zu
verändern wurden in der Vergangenheit immer wieder Anläufe auch unter
Beteiligung der Gärtnerei des Betriebshofes unternommen, aber nach kürzester
Zeit mangels Interesse und Zeit der Lehrkräfte bzw. beteiligten Eltern
abgebrochen. Lediglich am Gymnasium und an der Realschule werden die
Gartenbereiche für den Biologieunterricht als Biotope zur Anschauung genutzt.
Die vorhandenen Gemüsepflanzungen in den
Wechselbepflanzugsbeeten in der Innenstadt werden von den wenigsten Bürgern
erkannt. Hier werden seit Jahren Mangold, Süsskartoffeln und Grünkohl
angepflanzt.
Haan verfügt über etwa 7ha städtischer
Obstwiesen. Hier wird den Bürgern, in Absprache mit dem Betriebshof, die
kostenlose Obsternte angeboten. Hiervon wird nur zögerlich Gebrauch gemacht.
Stattdessen werden durch die Bevölkerung
regelmäßig Baumkronen auseinander gebrochen um ohne Absprache Obst zu
ernten, welches oft noch in unreifem Zustand ist. Das Interesse für Fallobst
zur Saftgewinnung ist nicht vorhanden, dieses kompostiert auf den Flächen.
In den angedachten Flächen der Grünzüge
Sandbachtal und Schillerpark bis Karl-August-Jung-Platz, ist es für die
erfolgreiche Durchführung eines solchen Projekts zwingend notwendig, die
vorhandenen Wegeführungen anzupassen, Bodenverbesserungen durchzuführen und die
Einrichtung von Infrastruktur z.B. zur Bewässerung umzusetzen.
Fazit
Die Auflage eines Projekts analog „Andernach – Die essbare Stadt“ ist nur mit erheblichem personellen Aufwand möglich. Um den personellen Aufwand zumindest zu beschränken, wäre eine Qualifizierungsgesellschaft zu gründen, die mit Langzeitarbeitslosen arbeitet, die Erzeugnisse vermarktet und Zuschüsse beantragt. Aufgrund der verdichteten städtischen Struktur in Haan ist ein harmonisches Einbinden derartiger, sehr kleinteiliger Nutzflächen sehr schwierig. Überdies scheint die Haaner Bevölkerung sehr großstädtisch geprägt, was erwarten lässt, dass es einen längeren Prozess erfordern wird, eine Identifikation der Bürger mit einem derartigen Projekt zu zu erzeugen und eine dauerhafte Beteiligung zu erhalten.
Hinweis
Wie der Anlage „Ein Kompliment: Tagestouristen entdecken Gartenstadt“ entnommen werden kann, wird von auswärtigen Besuchern der vorherrschende grüne Charakter der Stadt positiv bewertet, und Details, wie die vorhandenen Gemüsepflanzungen in den Sommerblumenbeeten positiv registriert.
Beschlussvorschlag der Verwaltung:
Die Umsetzung des Projekts, in den
innerstädtischen Grünflächen in Haan einen Stadtgarten ab 2014 anzulegen,
bedarf einer längeren Planungsphase und kann nicht mit vorhandenen finanziellen
und personellen Ressourcen realisiert werden. Der Antrag der Stv. Frau Lukat
vom 21.11.2013 wird daher abgelehnt.
Finanz. Auswirkung:
Kosten können ohne umfangreiche
Untersuchungen nicht ermittelt werden.