Betreff
Lebenswerte Stadt, ?Stadtgarten Haan für die Gartenstadt Haan?
hier: Antrag Stv. Frau Lukat vom 21.11.2013
Vorlage
70/030/2014
Art
Antrag

Sachverhalt:

 

Frau Stv. Lukat stellt mit Ihrem Antrag vom 21.11.2013 folgenden Beschlussvorschlag:

 

„Der Bauhof der Stadt Haan wird beauftragt in den innerstädtischen Grünflächen in Haan einen Stadtgarten ab 2014 anzulegen, in Anlehnung an das Projekt „Essbare Stadt, der Stadt Andernach“, welches den Bundeswettbewerb „Lebenswerte Stadt“ gewonnen hatte.“

 

 

Projektbeschreibung Andernach

Im Antrag wird auf das Projekt „Essbare Stadt, der Stadt Andernach“ hingewiesen, welches den Bundeswettbewerb „Lebenswerte Stadt“ gewonnen hat. Die Anlage eines Stadtgartens in Haan in den innerstädtischen Grünflächen soll in Anlehnung an das genannte Projekt der Stadt Andernach erfolgen.

 

Das Projekt essbare Stadt in Andernach besteht aus zwei verschiedenen Projektteilen. Einerseits wurden etwa drei Hektar öffentliche Grünanlagen in der Innenstadt durch das Einbringen von Nutzpflanzen zu multifunktionalen Räumen verändert, andererseits wurde eine 14 Hektar große Permakultur im Stadtteil Eich angelegt. Das Projekt verfolgt das Ziel, Landwirtschaft und heimische Kulturpflanzen im Wechsel der Jahreszeiten erlebbar zu machen und die Bewohner zu motivieren, sich wieder für seinen Lebensraum Stadt einzusetzen.

Die Stadt Andernach hat als Projektpartner die Universitäten Bonn und Stuttgart gewinnen können und arbeitet überdies mit der „Deutsche Gartenbaugesellschaft“ und der „Gartenakademie Rheinland-Pfalz“ zusammen. Von dort werden neben der Begleitung durch Fachleute auch Fördergelder eingesetzt.

Für die Planung, Durchführung und Unterhaltung sind zusätzlich zum ursprünglichen Mitarbeiterstamm im Grünflächenamt drei Techniker- und Meisterstellen eingerichtet worden.

Das 14ha große Forschungsprojekt „Permakultur“, ist maßgebend für die erfolgten Auszeichnungen und Förderungen. Hier betreibt die Stadt Andernach auch die Haltung von alten regionalen Nutztierrassen. Die Erzeugnisse stehen nicht nur den Bürgern zum Ernten zur Verfügung, sondern werden über regionale Läden vermarktet.

Die handwerkliche Arbeitsausführung vor Ort übernehmen Mitarbeiter der eigens für das Projekt gegründeten „Qualifizierungsgesellschaft Perspektive gGmbH“. In dieser erhalten Langzeitarbeitslose eine Berufsqualifizierung. Die Gesellschaft arbeitet ständig mit etwa 20 Langzeitarbeitslosen zusammen. Bezuschusst wird die Gesellschaft aus Landes- und Bundesmitteln.

Welchen Zuschuss die Stadt Andernach zu dieser Gesellschaft leistet konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.

 

 

Übertrag des Projekts auf die Stadt Haan

Die Umsetzung eines vergleichbaren Projektes in Haan bedarf einer längeren Planungsphase im Bereich der Stadtentwicklung in der u.a. Fragen nach Standorten, Bodenbeschaffenheit, Ausstattung und Infrastruktur, Nachhaltigkeit, Personal- und Finanzausstattung beleuchtet werden müssen. Auch muss die Gründung einer Gesellschaft analog zum Projekt in Andernach überlegt und konzipiert werden.

Wenn ein vergleichbares Projekt aufgelegt werden soll, dann müssen die personellen Grundlagen dafür geschaffen werden. Ob es, wie im Beispiel Andernach gelungen weitere Universitäten gibt, die sich im Rahmen eines Forschungsprojekts beteiligen, gilt es überdies zu ermitteln und abzufragen. Im Rahmen der heute bestehenden Personalausstattung ist nicht einmal die fachliche Begleitung der Planungsphase möglich.

Aus der Erfahrung des Betriebhofes ist die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Unterhaltung von öffentlichen Nutzgärten eher gering, u.a. weil es in Haan keinen direkten Bezug der Gärten zu historischen Gebäuden gibt wie etwa in Andernach entlang der Stadtmauer. Sie würden hier eher unvermittelt im Stadtbild liegen und bestenfalls vorhandene Parks in kleinteiligen Räumen aufwerten. Der historische Kräutergarten, wie vor einigen Jahren am Haus am Quall errichtet, ist bereits wieder verschwunden.

 

Die an allen Schulen vorhandenen Schulgärten werden an keinem Standort gepflegt oder dauerhaft kultiviert. Um dieses zu verändern wurden in der Vergangenheit immer wieder Anläufe auch unter Beteiligung der Gärtnerei des Betriebshofes unternommen, aber nach kürzester Zeit mangels Interesse und Zeit der Lehrkräfte bzw. beteiligten Eltern abgebrochen. Lediglich am Gymnasium und an der Realschule werden die Gartenbereiche für den Biologieunterricht als Biotope zur Anschauung genutzt.

 

Die vorhandenen Gemüsepflanzungen in den Wechselbepflanzugsbeeten in der Innenstadt werden von den wenigsten Bürgern erkannt. Hier werden seit Jahren Mangold, Süsskartoffeln und Grünkohl angepflanzt.

 

Haan verfügt über etwa 7ha städtischer Obstwiesen. Hier wird den Bürgern, in Absprache mit dem Betriebshof, die kostenlose Obsternte angeboten. Hiervon wird nur zögerlich Gebrauch gemacht. Stattdessen werden durch die Bevölkerung  regelmäßig Baumkronen auseinander gebrochen um ohne Absprache Obst zu ernten, welches oft noch in unreifem Zustand ist. Das Interesse für Fallobst zur Saftgewinnung ist nicht vorhanden, dieses kompostiert auf den Flächen.

 

In den angedachten Flächen der Grünzüge Sandbachtal und Schillerpark bis Karl-August-Jung-Platz, ist es für die erfolgreiche Durchführung eines solchen Projekts zwingend notwendig, die vorhandenen Wegeführungen anzupassen, Bodenverbesserungen durchzuführen und die Einrichtung von Infrastruktur z.B. zur Bewässerung umzusetzen.

 

 

 

Fazit

 

Die Auflage eines Projekts analog „Andernach – Die essbare Stadt“ ist nur mit erheblichem personellen Aufwand möglich. Um den personellen Aufwand zumindest zu beschränken, wäre eine Qualifizierungsgesellschaft zu gründen, die mit Langzeitarbeitslosen arbeitet, die Erzeugnisse vermarktet und Zuschüsse beantragt. Aufgrund der verdichteten städtischen Struktur in Haan ist ein harmonisches Einbinden derartiger, sehr kleinteiliger Nutzflächen sehr schwierig. Überdies scheint die Haaner Bevölkerung sehr großstädtisch geprägt, was erwarten lässt, dass es einen längeren Prozess erfordern wird, eine Identifikation der Bürger mit einem derartigen Projekt zu zu erzeugen und eine dauerhafte Beteiligung zu erhalten.

 

 

 

Hinweis

 

Wie der Anlage „Ein Kompliment: Tagestouristen entdecken Gartenstadt“ entnommen werden kann, wird von auswärtigen Besuchern der vorherrschende grüne Charakter der Stadt positiv bewertet, und Details, wie die vorhandenen Gemüsepflanzungen in den Sommerblumenbeeten positiv registriert.

 

 

 

Beschlussvorschlag der Verwaltung:

 

Die Umsetzung des Projekts, in den innerstädtischen Grünflächen in Haan einen Stadtgarten ab 2014 anzulegen, bedarf einer längeren Planungsphase und kann nicht mit vorhandenen finanziellen und personellen Ressourcen realisiert werden. Der Antrag der Stv. Frau Lukat vom 21.11.2013 wird daher abgelehnt.

 

Finanz. Auswirkung:

 

Kosten können ohne umfangreiche Untersuchungen nicht ermittelt werden.