Sachverhalt:
Anlass der Vorlage
Anlässlich
der ersten Sitzung im Jahr 2014 möchte die Verwaltung auf die aktualisierte
Liste zum Straßenbausanierungsprogramm hinweisen. Die 2005 angenommene
jährliche Steigerung von 1,5 % Steigerungsrate pro Jahr ist aufgrund von
extremen Preisschüben, u.a. im Bitumenbereich nicht mehr aktuell. Deshalb wurde
eine weitere Spalte in die Tabelle eingefügt. Hier ist die Preissteigerung über
den Baupreisindex des Landes NRW berücksichtigt. Dieser liegt deutlich über der
durchschnittlichen Steigerungsrate von 1,5%/a. Bezogen auf das Jahr 2005 ergibt
sich für das Jahr 2014 ein Faktor von 109,6/80,8= 1,356.
Ausgangslage
In
seiner Sitzung am 06.07.2005 wurde dem BVFA erstmalig ein von der Verwaltung
erarbeitetes Straßensanierungsprogramm vorgestellt. Wesentliche Grundlage des
Programms war das Straßenschadenskataster des Bauhofs. Es beschreibt das
kommunale Anlagevermögen „Straße“ in ca. 400 Einzelabschnitten anhand von
technisch begründbaren Kriterien, und erlaubt so eine -weitestgehend- objektive
Beurteilung des Straßenzustands.
Der
offensichtliche Sanierungsbedarf an den kommunalen Straßen wurde durch das
Kataster bekräftigt und dokumentiert. Allein der nachgewiesene Investitionsstau
belief sich zu diesem Zeitpunkt auf ca. 7,4 Mio Euro.
Die
als dringend erkannten Maßnahmen wurden gewichtet und in einer Prioritätenliste
zusammengefasst. Von den bis Ende 2013 vorgesehenen 16 Sanierungsmaßnahmen
wurden bisher lediglich 7 (!) realisiert. Somit ist das gesamte Sanierungsprogramm
in Verzug geraten und wird auch chronologisch nicht mehr planmäßig umgesetzt.
Einen
Überblick über die ursprünglich geplanten und tatsächlich umgesetzten Projekte
zeigt die nachfolgende Tabelle:
Nr. aus 2005 |
Straße |
Kosten |
Kosten |
Bauaus- |
Bauaus- |
Kosten |
Kosten |
Tatsächl. Baukosten
realisiert/ Jahres-kosten kumuliert aus Programm 2005 (ohne Steige-rungsrate) |
Tatsächl. Baukosten
realisiert/ Jahreskosten kumuliert aus Programm 2005 (mit Steigerungs-rate
1,5%/a) |
||||
von - bis |
ge-schätzt |
realisiert |
führung |
führung |
kumuliert |
kumuliert |
|||||||
geplant |
realisiert |
geplant |
realisiert |
||||||||||
€ |
€ |
€ |
€ |
||||||||||
1 |
Steinkulle |
60.000 |
74.000 |
Ratsbe-schluss |
2006 |
60.000 |
74.000 |
945.000 |
959.175 |
||||
|
von DB - Steinstr. |
|
|
2002 |
|
|
|
7,83% |
7,71% |
||||
4 |
Deller Straße |
405.000 |
270.000 |
2007 |
2006/2007 |
465.000 |
344.000 |
1.780.000 |
1.833.801 |
||||
|
Am Kauerbusch –
Schiensbusch |
|
|
|
|
|
|
19,33% |
18,76% |
||||
3 |
Kölner Straße |
445.000 |
430.000 |
2006 |
2007/2008 |
910.000 |
774.000 |
|
|
||||
|
Bahnhofstr. - Wilhelmstr. |
|
|
|
|
|
|
|
|
||||
9 |
Eisenbahnstr. |
94.000 |
130.000 |
2008 |
2007/2008 |
1.004.000 |
904.000 |
|
|
||||
|
Bahnhof |
|
|
|
|
|
|
|
|
||||
38 |
Eisenbahnstr. |
78.000 |
78.000 |
ff |
2007/2008 |
1.082.000 |
982.000 |
2.714.000 |
2.837.971 |
||||
|
Bahnhof - Alte Ley |
|
|
|
|
|
|
36,18% |
34,60% |
||||
6 |
Bismarckstr. |
170.000 |
197.000 |
2009 |
2009 |
1.252.000 |
1.179.000 |
3.665.000 |
3.889.897 |
||||
|
Martin-Luther-Str. - Königstr. |
|
|
|
|
|
|
32,17% |
30,31% |
||||
23 |
Wilhelmstraße |
530.000 |
456.000 |
2009 |
2009/2010 |
1.782.000 |
1.635.000 |
4.872.000 |
5.327.256 |
||||
|
Bahnhofstr. - Thienh.
Str. |
|
|
|
|
|
|
33,56% |
30,69% |
||||
Als
Folge der zurückgestellten Maßnahmen entstehen erhebliche Unterhaltungskosten.
Allein für die Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit in der Schillerstraße
und Königstraße musste der Bauhof in den letzten Jahren erheblichen
finanziellen Aufwand betreiben. Die Lebensdauer der Straßen wird dadurch jedoch
keineswegs verlängert. Weitere, erhöhte Unterhaltungskosten in den Folgejahren
sind unausweichlich, wenn die Straße nicht neu ausgebaut wird. Die Königstraße
ist noch im Straßensanierungsprogramm erfasst, wird jedoch in diesem Jahr
umgebaut. Um weitere Kosten zur Erhaltung zu vermeiden, ist die Erneuerung der
aufgeführten Straßen notwendig.
Das Straßennetz in Haan
Der
Zustand des kommunalen Straßennetzes in der Stadt Haan verschlechtert sich
stetig und zusehends. Ein hoher Prozentsatz der Straßen ist bereits heute
baulich nicht mehr zufriedenstellend. Die unvermeidlichen Straßenaufbrüche zur
Verlegung der Ver- und Entsorgungsleitungen tragen ebenfalls in hohem Maße zur
Zerstörung des Baukörpers bei.
Die Stadt Haan verfügt über ein kommunales Straßennetz von insgesamt ca.
80 km Länge. Als überörtliche Straßen kommen noch ca. 11 km Kreisstraßen und
ca. 14,5 km Landesstraßen auf dem Haaner Stadtgebiet hinzu.
In
den Vorkriegsjahren war das Netz noch wenig ausgebaut. Es beschränkte sich auf
wenige Hauptverkehrswege. Erst in den 1950er und 1960er Jahren erfolgte mit dem
allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung die wesentliche Erweiterung. Bis zum
Jahr 1970 waren ca. 56 % der heutigen Straßenkilometer gebaut, bis 1980 bereits
ca. 83 %. Danach schwächte sich der kommunale Straßenbau in Haan erstmals ab.
Mit den Baugebieten „Brucherkotten“ und „Gewerbegebiet Haan-Ost“ erfolgte in
den Achtzigern noch einmal eine kurze Wiederbelebung des Straßenbaus, bevor er
im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts fast gänzlich zum erliegen
kam. Einzig die Böttinger Straße und das Baugebiet „Wiedenhof“ konnten in
diesem Zeitraum von der Verwaltung realisiert werden. In den letzten Jahren
wurden wieder einzelne Projekte umgesetzt.
Straßenerneuerung
Die Erneuerung von Straßen umfasst mindestens
- den Einbau
einer Deck- und Binderschicht, eventuell auch Tragschichten
- die
Neupflasterung mit Tragschichteinbau.
Projekte
dieser Art wurden in Haan innerhalb der letzten 20 Jahre, bis auf wenige
Ausnahmen (Böttingerstraße, Sedanstraße), so gut wie nicht in Angriff genommen.
Erst seit 2004 wurden wieder Mittel in die Straßenerneuerung investiert. Die
annähernd 20 Jahre dauernde Diskussion um die Sanierung der Hochdahler Straße
ist hierfür ein beredtes Beispiel. Einen kurzen Schub erfuhr der Straßenbau
erst infolge des bereits erwähnten Sanierungsprogramms zum Abbau des
Sanierungsstaus.
Netzerweiterung
Eine Erweiterung des kommunalen Straßennetzes durch die Stadt Haan ist seit der Erschließung des Baugebietes „Wiedenhof“ nicht mehr erfolgt. Das Straßennetz verlängerte sich lediglich durch privat finanzierte Erschließungsgebiete wie z. B. „Hasenhaus“, „Zur Pumpstation“ und „Altes Walzwerk“.
Wirtschaftliches Erhaltungsmanagement
Die
Stadt Haan als kommunaler Straßenbaulastträger muss sich der Verpflichtung zum
pfleglichen und wirtschaftlichen Umgang mit dem Anlagevermögen „Straße“
stellen. Um den Verkehrsteilnehmern jederzeit einen optimalen, verkehrssicheren
Straßenzustand gewährleisten zu können, dabei aber die Gesamtwirtschaftlichkeit
nicht außer Acht zu lassen, ist ein sinnvolles Erhaltungsmanagement erforderlich.
Ziel eines kommunalen Straßenbaulastträgers muss sein:
- Verkehrssicherer
Straßenzustand für alle Verkehrsteilnehmer
- Wirtschaftliche
Werterhaltung des Anlagevermögens „Straße“
- Minimale
Belästigung infolge Lärm, Erscheinungsbild und Spritzwasser
Dabei
spielen die Besonderheiten des kommunalen Straßennetzes mit seinen vielfältigen
Aufgaben eine gravierende Rolle. Außerortsstraßen dienen zunächst dem
fließenden Verkehr. Innerortsstraßen müssen dagegen weitaus umfangreichere
Funktionen übernehmen. Neben der Verbindungsfunktion ist die
Erschließungsfunktion ein wesentlicher Faktor. Die Straße bildet die Trasse für
sämtliche Ver- und Entsorgungsleitungen.
Hinzu kommt, dass Straßen heute Aufenthalts- und Kommunikationsräume
(Fußgängerzonen, Verkehrsberuhigte Bereiche usw.) darstellen. Auf Grund ihrer
Nutzungsstruktur werden an Innerortsstraßen erheblich höhere Qualitätsansprüche
gestellt, als an Außerortsstraßen.
Der Erhaltungsaufwand ist nicht zuletzt wegen vieler Kleinflächen,
Einbauten, Problemen mit Anliegern und privaten Zufahrten erheblich höher als
auf der freien Strecke.
Die konsequente Überwachung und Qualitätskontrolle sowohl der
Versorgungsträgermaßnahmen, als auch der eigenen Erhaltungs- und
Neubauprojekte, ist dabei zwingende Voraussetzung. Daneben gehört zu einem
erfolgreichen Erhaltungsmanagement nicht nur die einmalige Erfassung und
Bewertung des Straßenzustandes, sondern auch die kontinuierliche Pflege der
Bestandsdaten.
Straßen unterliegen aber auch ohne zustandsstörende Aufgrabungen einem
Werteverzehr und können ohne Grundsanierung nur zeitlich begrenzt genutzt
werden. Selbst innerhalb der planmäßigen Nutzungsdauer können
Instandhaltungsmaßnahmen erforderlich werden.
Die Nutzungsdauer einer Straße wird in Fachkreisen zwischen 45 und 60
Jahren angesetzt. Ohne rechtzeitige Investition in eine Sanierung ist nach
Ablauf dieser Zeitspanne eine kostspielige Grunderneuerung notwendig. Werden
jedoch frühzeitig Maßnahmen zur Straßenerhaltung ergriffen, kann der
Lebenszyklus einer Straße entscheidend verlängert werden.
Gemäß
der Forschungsgesellschaft für Straßen und Verkehrswesen (FGSV) verlängert sich
die Nutzungsdauer einer Straße von 45 auf 90 Jahre, sofern nach etwa 30 Jahren
die Deckschicht und nach weiteren 30 Jahren die Deck- und Binderschicht
erneuert werden. Gesamtwirtschaftlich betrachtet können auf diese Weise, wie
das nachfolgende Diagramm zeigt, erhebliche Kosten eingespart werden.
Grundsätzlich gilt für alle Straßenerhaltungsmaßnahmen der Leitspruch: „Je früher,
desto besser“. Der systematischen Instandsetzung mit problemangemessenen
Budgets ist demnach immer der Vorzug gegenüber der „reaktiven“ Schadensbehebung
zu geben.
Konsequenz des bisherigen Verhaltens
Bei der Stadt Haan wurde in der Vergangenheit kein stringentes Straßenerhaltungsmanagement
betrieben. Der Wert des kommunalen Anlagevermögens beläuft sich gem.
Wertermittlung der Kämmerei auf ca. 38,7 Mio. €. Im NKF wird die Lebensdauer
der Haaner Straßen mit 60 Jahren angesetzt, so dass die Höhe der Abschreibungen
ca. 1,7 % p.a. beträgt. Dies entspricht einer notwendigen Abschreibung in Höhe
von ca. 650.000,- €. Um den damaligen Sanierungsstau in Höhe von ca. 7,5 Mio. €
abzubauen, hat die Verwaltung dem Fachausschuss im Juni 2005 das erste grobe
Sanierungsprogramm vorgestellt. Das Programm enthielt einen Maßnahmen-, Kosten-
und Zeitplan der 66 Einzelprojekte umfasste. Bisher konnte dieses Programm
jedoch aus finanzwirtschaftlichen Gründen nicht „eins zu eins“ umgesetzt
werden. Es wurden lediglich die ersten Einzelbaumaßnahmen realisiert (7 aus
16).
Zukünftige Ausrichtung
Innerhalb
der nächsten 15 Jahre werden 61 Straßenabschnitte das Ende ihrer Nutzungsdauer
erreicht haben, und einer Erneuerung bedürfen. Im Schnitt sind also ca. vier
bis fünf Straßenabschnitte pro Jahr grundlegend zu sanieren.
Mit der Sanierung dieser Flächen darf nicht weiter gewartet werden.
Insbesondere die in den 1950er und 1960er Jahren hergestellten Straßen sind
abgängig und müssen jetzt erneuert werden. Andernfalls wird der ohnehin schon
große Sanierungsstau weiter erhöht und die Verkehrssicherheit kann nur noch
unter erheblichem Mittelaufwand gewährleistet werden.
Vor dem Hintergrund der Fakten ist ein
Verzicht auf die notwendigen Investitionen in annähernder Höhe der
Abschreibungen (ca. 650.000,- €) bei den Straßenerneuerungen auch kurzfristig
nicht zu rechtfertigen.
Die Verwaltung schlägt daher weiterhin vor, in das aktualisierte Straßen-sanierungsprogramm
zu investieren.
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss nimmt die aktualisierte Liste zum Straßensanierungsprogramm zur Kenntnis.