Sachverhalt:

In der Sitzung des Schul- und Sportausschusses am 02.04.2014 wurde für die Sitzung im September eine Beratungsvorlage zur OGS-Situation in Haan angekündigt. Wie zugesagt, erfolgt zunächst ein Sachstandsbericht im Allgemeinen sowie bezogen auf die einzelnen Standorte.

Nach einer abzusehenden Auflösung der Horte wurde In Haan im Jahr 2004 mit der Umwandlung der Grundschulen in Offene Ganztagsschulen (OGS) am Standort Unterhaan begonnen, gefolgt von Bollenberg  2005, Don-Bosco  2006 und den Standorten Mittelhaan und Gruiten 2007. Nach einer zunächst verhaltenen Belegung, stieg die Nachfrage sukzessive an, was mit dem Ziel „Ablehnungen zu vermeiden“  zu weiteren baulichen Maßnahmen führte und den Beteiligten vor Ort organisatorisch einiges abverlangte. Das gemeinsam vereinbarte Ziel bleibt der Anspruch, das Betreuungsangebot vor Ort pädagogisch anspruchsvoll zu gestalten. Dies setzt eine gute personelle aber auch räumliche und sachliche Ausstattung voraus. Hier sind die Möglichkeiten an einigen Standorten erschöpft, was im Verlauf der Vorlage noch näher erläutert wird. 

Erklärend ist zu erwähnen, dass mit der OGS zunächst additiv in altersgemischten Gruppen begonnen wurde d.h., das ergänzende pädagogische Angebot der OGS-Träger begann nach Ende des Unterrichtes, frühestens nach der 4., spätestens nach der 6. Schulstunde. Hierbei wird vom sog. Additiven offenen Ganztag gesprochen, nachfolgend AOGT abgekürzt. Im Rahmen der Qualitätsentwicklung bestand von Schul- und OGS-Leitungen, unterstützt durch die OGS-Träger, zunehmend der Wunsch, die OGS rhythmisiert  zu gestalten d.h., pro Jahrgang kommen alle Kinder mit dem Wunsch nach OGS in eine Klasse, so dass der Schulalltag rhythmisiert gestaltet werden kann. Hierbei spricht man vom Rhythmisierten offenen Ganztag, nachfolgende ROGT abgekürzt. So gibt es in den rhythmisierten Ganztagsklassen durchaus Unterrichtseinheiten nach der Mittagspause, sowie Freiarbeits- und Spieleinheiten und ergänzende pädagogische Angebote am Vormittag.  Der/die  Klassenlehrer/in und die pädagogische Fachkraft arbeiten im Tandem auf Augenhöhe zusammen. Voraussetzung ist ein pädagogisches Konzept, welches in Abstimmung zwischen Schule und OGS-Träger entwickelt und evaluiert wird. Mittlerweile wird an allen Standorten rhythmisiert gearbeitet, in Unterhaan bereits durchgängig in den Klassen  1-4, in Bollenberg, Mittelhaan und Don-Bosco in den Klassen 1-3 und in Gruiten  in den Klassen 1 und 2. Klar zu stellen ist, dass es sich sowohl beim AOGT als auch ROGT um ein freiwilliges Angebot handelt, zu dem sich die Eltern, wenn sie sich hierfür entschieden haben, dann jeweils für ein Schuljahr binden wobei eine Abmeldung aus dem ROGT gleichzeitig einen Klassenwechsel für das Kind  bedeutet. Mit diesem Modell ist Haan ein Vorreiter im Kreis Mettmann. Unter pädagogischen Gesichtspunkten betrachtet wäre es ideal, die OGS an allen Standorten ausschließlich rhythmisiert zu gestalten.

Dies ist jedoch mit dem Bedarf vor Ort nicht vereinbar, der bei den einzelnen Standorten über den Anmeldungen für eine Klasse liegt und damit mit dem Recht nach Halbtagsbeschulung in Einklang zu bringen ist. Daher wurde nach entsprechender Beratung im OGS-Qualitätszirkel in Übereinstimmung zwischen Schulen und Schulträger zunächst vereinbart,  in den Grundschulen Mittelhaan und Gruiten sowohl rhythmisiert als auch additiv zu arbeiten, um damit den Gesamtbedarf abzudecken. Überholt wurde diese Vereinbarung von der Entwicklung am Standort Unterhaan, der auch dort zum Schuljahr 2014/2015 die Beibehaltung einer additiven Gruppe erforderte, da der Bedarf an anderen Standorten nicht mehr aufgefangen werden konnte, darüber hinaus die Zweizügigkeit am Standort Unterhaan gefährdet war. Zum Schuljahr 2014/2015 ergibt sich für die einzelnen Standorte eine Belegung wie folgt:

Die Grundschulleitungen und Vertreter/innen der OGS-Träger werden in der Sitzung anwesend sein, um die Situation an den jeweiligen Standorten ausführlich darzustellen. In Grundzügen sei diese jedoch nachfolgend bereits grob skizziert:

Grundschule Bollenberg:

Der Sachstand wurde bereits ausführlich erläutert. Mit dem etatisierten und in Kürze anstehenden Bauprojekt können die räumlichen Notstände behoben und Synergieeffekte genutzt werden. Ein ausschließliches Angebot des ROGT ist gewünscht. Anhand zu beobachtender Anmeldezahlen bleibt jedoch abzuwarten, ob und inwieweit ein paralleles additives Angebt dennoch vorzuhalten ist.

Grundschule Mittelhaan:

Der Neubau der Grundschule Mittelhaan wurde grundsätzlich für einen ROGT-Zug ausgerichtet d.h., pro Jahrgang befindet sich jeweils eine Klasse im ROGT. Daneben gibt es eine kleinere additive OGS-Gruppe  und eine Gruppe der sog. Verlässlichen Grundschule (VGS), in der Kinder unabhängig vom individuellen Unterrichtsende bis zum Ende der 6. Stunde verlässlich betreut werden. Der Standort Mittelhaan ist der einzige dreizügige Grundschulstandort.

Nicht vorhersehbar, wurde die Planung von der aktuellen Entwicklung bereits überholt. Für das aktuelle Schuljahr 2014/2015 gab es eine solch hohe Nachfrage, dass bereits zwei rhythmisierte Eingangsklassen hätten gebildet werden können. Diesem Bedarf steht die Belegung durch die Musikschule entgegen, die einen Großteil der Räume bereits ab 14 Uhr nutzt. In Abstimmung zwischen den Beteiligten und in wechselseitiger Kompromissbereitschaft wurde eine Lösung für das laufende Schuljahr gefunden. Damit sind die räumlichen Spielräume ausgeschöpft. Eine weitere Ausweitung ist unter den gegebenen Rahmenbedigungen (geltender Mietvertrag mit der Musikschule) nicht möglich.

Grundschule Unterhaan

Der Sachstand wurde ebenfalls bereits ausführlich erläutert. Mit der Einrichtung (Beibehaltung) einer additiven Gruppe zum Schuljahr 2014/2015 kann der zu erwartende Bedarf auch für das Schuljahr 2015/2016 gedeckt werden. Dies geht jedoch nur unter Beibehaltung der Containerlandschaft, wobei dies suboptimal ist und die bauliche Situation auch an diesem Standpunkt mittelfristig gelöst werden muss. Neben der OGS gibt es ebenfalls eine VGS-Gruppe.

Don-Bosco-Schule

Die Situation am Standort Don-Bosco ist speziell, da hier zwei Bedarfe „aufeinandertreffen“, die in der notwendigen Abwägung der Eltern zu Problemen bei der Schulentwicklung vor Ort führen können und zwar der Bedarf nach der Unterrichtung an einer kath. Bekenntnisschule und der nach einem Platz in der Offenen Ganztagsschule. Vorgesehen und ab dem laufenden Schuljahr praktiziert, ist ein Ganztagszug d.h., pro Jahrgang befindet sich eine Klasse im ROGT. Daneben gibt es eine Gruppe der VGS, in der überwiegend  Kinder aus den Jahrgängen 1 und 2 betreut werden.

Bereits zum aktuellen Schuljahr gab es einen Anmeldeüberhang für Ganztagsplätze, der in diesem Jahr nach eingehender Beratung geregelt  werden, die Problematik in Gänze jedoch nicht ausgeräumt werden konnte. Bei einer Abwägung der Bedarfe, wird aufgrund der Beruflichen Situation der Eltern zunehmend eine Entscheidung „zugunsten“ des  Ganztagsplatzes   erwartet, was im Ergebnis zu einer ungleichen Schülerverteilung in den Parallelklassen führen und auf Sicht die Zweizügigkeit an der Don-Bosco-Schule gefährden kann.

Grundschule Gruiten

Die räumliche Situation am Standort Gruiten ist kritisch. Seitens der Schulleitung wurde hierauf mehrfach, zuletzt im Rahmen eines umfassenden Vortrages in der Sitzung des Schul- und Sportausschusses am 02.04.2013 aufmerksam gemacht. In Abstimmung zwischen allen Beteiligten, getragen von dem Wunsch, kein Kind ablehnen zu müssen, konnte für das aktuelle Schuljahr eine Lösung gefunden werden, die sowohl Schul-  und OGS-Leitung, als auch den beteiligten Lehr- und sozialpädagogischen Fachkräften ein hohes, nur noch in Grenzen zu vertretendes, Maß an Flexibilität und organisatorischem Geschick abverlangen. Einen weiteren Spielraum lassen die vorhandenen Ressourcen nicht zu. Hinzu kommen bauliche Mängel. Die Offene Ganztagsschule am Standort Gruiten läuft  im Vergleich zu den anderen Standorten unter den ungünstigsten räumlichen Bedingungen.

Aus Sicht der Verwaltung besteht dringender Handlungsbedarf. Ein gemeinsamer Antrag von SPD- GAL und WLH-Fraktion wurde hierzu bereits in die Sitzung des Ausschusses für Bildung, Kultur und Sport eingebracht. Eine ergänzende gemeinsame Stellungnahme von Schule, Schulpflegschaft und GS-Träger ist dieser Vorlage als Anlage beigefügt. Seitens der Verwaltung ist beabsichtigt, positives politisches Votum vorausgesetzt, die notwendigen Zahlen und Fakten sowie erste „Planungen“ für die Sitzung im November vorzubereiten.

Gesamtbetrachtung

Die Belegungszahlen  der offenen Ganztagsschule zeigen, dass diese in Haan ein Erfolgsmodell ist, nicht zuletzt durch die gute Zusammenarbeit zwischen Schulen und OGS-Trägern, sowohl Standortbezogen als auch übergeordnet in der Arbeitsgruppe „Qualitätsentwicklung“. Nach einer Ent- und ständigen Weiterentwicklung von mehr  als 10 Jahren wachsen die Systeme „unter einem Dach“ zusammen. Durch eine zu beobachtende Entwicklung sowohl was die  Berufstätigkeit der Eltern angeht als auch bei den sich zunehmend verändernden familiären Strukturen, ist mit sinkender Nachfrage an OGS-Plätzen nicht mehr zu rechnen. Bildung ist ein sehr wichtiges Gut  und die dementsprechenden Angebote daher entscheidend bei der Wohnortwahl junger Familien.

Es gilt daher grundsätzliche Entscheidungen zu treffen, den Bedarf weiterhin Nachfrageorientiert zu decken oder Angebote zu deckeln. Für die Schul- und OGS-Leitungen vor Ort ist wichtig, Klar- und Planungssicherheit zu haben. Die Anmeldungen für das Schuljahr 2015/2016 finden in der letzten Oktoberwoche statt. Zu diesem Termin ist eine Weichenstellung notwendig. 

Handlungs- und Entscheidungsbedarf besteht

kurzfristig:  am Schulstandort Gruiten (räumliche Erweiterungs- und Sanierungsmaßnahmen)

kurzfristig: am Schulstandort Don-Bosco, ob bei Bedarf eine zusätzliche additive OGS-Gruppe eingerichtet werden soll.

mittelfristig: am Schulstandort Unterhaan  (Ersatz der Container durch Festbauten sowie weitere Sanierungsmaßnahmen)   

kurz-  bis mittelfristig: am Standort Mittelhaan. Hierbei geht es nicht um bauliche Maßnahmen, sondern um die grundsätzliche Entscheidung, durch Änderung des Mietvertrages weitere Räume in den Kernzeiten von 14.00 – 16.30 Uhr ausschließlich der Schule zur Verfügung zu stellen. Zur Sicherung des Musikschulunterrichtes wäre die Entwicklung von Konzepten denkbar, Unterricht in dieser Zeit Nutzerorientiert in anderen Schulgebäuden (z.B, Schulzentrum und/oder Neubau des Gymnasiums) durchzuführen.

Unabhängig von den Kosten für bauliche Maßnahmen, die es zu ermitteln gilt, ist  nachstehend aufgeführt, wie hoch der städtische Zuschuss (ohne die Bereitstellung von Schulraum mit den dazu gehörigen Bewirtschaftungskosten) derzeit ist. Die Beträge beziehen sich jeweils auf die Kosten pro Kind und Schuljahr.

*  Die Darstellung berücksichtigt „nur“ die Bezuschussung ohne sonderpädagogischen Förderbedarf.

** Erhöhter Betriebskostenzuschuss aufgrund höheren Förderbedarfs.

** Lt. Ratsbeschluss vom 17.12.2013  wurde darüber hinaus zusätzlicher Betriebskostenzuschuss für die additive Gruppe (25.000 €)  sowie die freigestellte Leitung (16.800 €, letzteres zunächst befristet bis zum 31.12.2014) bewilligt.

Beschlussvorschlag:

Nach Beratung

Finanzielle Auswirkungen:

Es sind im Haushaltsplan 2014 sowie in der Finanzplanung für die in der Vorlage  OGS-Gesamtsituation aufgezeigten Handlungsfelder bzw. daraus resultierenden Maßnahmen keine Finanzmittel enthalten. Eine Mittelbereitstellung setzt die Konkretisierung der Aufwendungen voraus. Hierfür ist eine politische Vorgabe erforderlich - siehe vorliegender Antrag zur GGS Gruiten.