- hier: 2. Erhebungswelle 2019
Sachverhalt:
Anlass der Vorlage
Nach der ersten
Erhebungswelle im Jahr 2015 kam es durch das Freiburger Institut für angewandte
Sozialwissenschaft (FIFAS) im Frühjahr 2019 zu einer zweiten Erhebungswelle im
Kreis Mettmann und einigen anderen Städten, die auch bereits Teilnehmer der ersten
Erhebungswelle gewesen waren.
Ziel der Studie war es, den Kommunen durch regelmäßige Erhebungen zum
Thema Lebensqualität der Generation 55 plus die nötige Datengrundlage zu
verschaffen, um den Herausforderungen des demografischen Wandels begegnen und
die damit verbundenen Chancen nutzen zu können.
Dazu wurden 1.800 zufällig ausgewählte Adressen mit dort gemeldeten
Einwohnern im Alter ab 55 Jahren gleichmäßig verteilt auf die 4 Haaner
Stadtteile (Mitte, Ost, West, Gruiten) postalisch-schriftlich im Januar 2019
mit Frist bis Ende Februar 2019 mit Fragebögen versorgt. Diese enthielten 50
standardisierte Fragen und konnten mit einem Arbeitsaufwand von im Mittel 20
Minuten freiwillig beantwortet werden. Nach drei Wochen erhielten alle
Angeschriebenen eine schriftliche Erinnerung. Der Verfasser diente dabei als
Erhebungsbeauftragter, führte die Rücksprache mit dem koordinierenden Kreis
Mettmann und stand den Bürgern bei der Beantwortung der Fragen als helfende
Hand zur Verfügung.
Um ein Monitoring-System aufbauen zu können, das Vergleiche erlaubt und
das Nachzeichnen von Trends ermöglicht, war ursprünglich eine weitere
Befragungswelle in 3 Jahren vorgesehen.
Gemeinschaftliches Ziel aller kreisangehörigen Städte ist es nun, die
Ergebnisse gemeinsam zu publizieren. Aus diesem Grund sah die Verwaltung die
Notwendigkeit, die politischen Gremien im Vorfeld über die Ergebnisse der
Befragung zu informieren.
Ergebnisse der Studie
Als Einstieg ist eine Definition des Begriffes „Aktives Altern“
sinnvoll. Demnach soll „Aktives Altern“ ein Lebensentwurf von Menschen in
höheren Altersgruppen (55+, 60+…) darstellen, der durch ein hohes Maß an
aktiver und selbstbestimmter gesellschaftlicher Teilhabe gekennzeichnet ist.
Die Chance des aktiven Alterns besteht darin, dass ein immer größerer
Teil der Menschen
durch die steigende
Lebenserwartung, eine verbesserte medizinische Versorgung sowie einer guten
Ernährung in den Genuss einer längeren Lebensspanne kommt.
Daraus erwächst die Herausforderung, dass mit zunehmendem Alter die
Wahrscheinlichkeit für Erkrankungen und Pflegebedürftigkeit steigt und dadurch
immer mehr Menschen eine Lebensphase erreichen, in der sie aufgrund dieser
Umstände auf die Unterstützung durch andere angewiesen sind.
Es konnte auf eine beachtliche Haaner Rücklaufquote in Höhe von 37,8%
zurückgegriffen werden, kreisweit lag diese bei 35,7%. Für Haan wurden 44% von
Antworten männlicher Teilnehmer und 56% weiblicher Teilnehmerinnen ausgewertet.
Die höchste Rücklaufquote ergab sich aus der Altersklasse 55-60 mit 25%, die
niedrigste Rücklaufquote aus der Altersklasse 81 Jahre und älter mit 14%.
Das FIFAS hat nach Auswertung der eingegangenen Antworten u.a. einen
Sozialraumbericht Haan (Anlage 1) herausgegeben, der detaillierte Analysen zu
allen Fragen liefert und den Umfang dieser Vorlage sprengen würde.
Eine Zusammenschau mit Aufschlüsselung nach einzelnen Haaner Stadtteilen
im Vergleich mit den kreisweiten Zahlen bietet die Anlage 2.
Fazit
Die seniorengerechte Quartiersentwicklung ist die richtige Maßnahme für
Haan. Sie kann die Voraussetzungen schaffen, um die auch aus der zu Grunde
liegenden Befragung abgeleiteten Bedürfnisse und Erfordernisse zu erfüllen.
Der befragte Personenkreis möchte überwiegend in seiner angestammten
Umgebung seinen Ruhestand verbringen und im Fall der Fälle auch gepflegt
werden. Der Prozess der Ambulantisierung wird die Kosten für die
Heimunterbringungen erheblich senken und auch eine Reduzierung der Kreisumlage
bewirken.
Einzelne Maßnahmen:
·
ausreichend Sportangebote zur Verfügung stellen
·
mehr Fort- und Weiterbildungsangebote anbieten
·
weitere Freizeitangebote für Rentner_innen, v.a. in
Haan-Ost
·
den Kreis der Befragten für ehrenamtliches
Engagement nutzen
·
Kontaktmöglichkeiten in Gruiten ausbauen
·
Verbesserung des Angebotes von kulturellen
Veranstaltungen, v.a. in Gruiten
·
die Arzt- und teilweise (Gruiten) die
Apothekenversorgung ist unzureichend
·
es fehlt an ausreichend wohnungsnahen
Einkaufsmöglichkeiten, v.a. in Gruiten
·
die öffentliche Verkehrsanbindung hat
Optimierungsbedarf, v.a. in Gruiten
·
die Straßen und Grünanlagen sollen sauberer werden,
v.a. in Haan-Ost
·
das ruhige Wohnumfeld wird vermisst, v.a. in Haan-Mitte
·
es fehlen Parkplätze
·
es gibt zu wenig preisgünstigen und kaum barrierefreien
Wohnraum
·
der befragte Personenkreis ist nur unzureichend
über die Angebote der Pflegeheime/Pflegedienste informiert, weshalb eine
weitere Vernetzung der Pflegedienste untereinander und eine Bewerbung dieser
sinnvoll erscheint
Weitere Feststellungen:
·
die Angebote an den Kreis der Befragten können auch
zunehmend digital verbreitet werden, da die Nutzung des Internets deutlich
voranschreitet
·
die allgemeine Lebenszufriedenheit ist gegenüber
der Befragung in 2015 angestiegen
Ausblick
In einer gemeinsamen kreisweiten Besprechung ist man nicht nur
übereingekommen, die Ergebnisse gemeinsam zu publizieren, sondern auch zu der
Erkenntnis gelangt, dass eine erneute Erhebung nicht zuletzt aufgrund der
Einschränkungen durch die Corona-Pandemie frühestens im Jahr 2023 sinnvoll ist.
In diese sollen dann die hiesigen Seniorenbeiräte und die Wohlfahrtsverbände
mit einbezogen werden.
Der Ausschuss für Senioren, Integration und Generationen (SIGA) wird
auch weiterhin per regelmäßigem Berichtswesen über die weitere Entwicklung im
Prozess der seniorengerechten Quartiersentwicklung informiert.
Beschlussvorschlag:
Der
Sachstandsbericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.
Finanz. Auswirkung:
Die Erhebung zum Aktiven Altern ist für die Stadt Haan kostenlos, da
alle entstehenden Kosten durch den Kreis Mettmann getragen werden.