Betreff
Einrichtung einer Saatgut-Bibliothek in Haan
hier: Bürgerantrag der JUSOS-Haan vom 04.10.2021
Vorlage
70/012/2021
Art
Antrag

Sachverhalt:

Die JUSOS beantragen die Einrichtung und den Betrieb einer Saatgutbibliothek durch die Stadtverwaltung. Die Zielsetzung ist, dadurch klimaangepasste, regionale Pflanzensorten zu gewinnen, bzw. diese für die kommenden Generationen zu bewahren.

 

Darüber hinaus soll hiermit Kindern, Jugendlichen und Familien die Kultur von Pflanzen nähergebracht werden sowie der Zusatz „Gartenstadt“ weiter mit Leben gefüllt werden.

 

 

 

Stellungnahme der Verwaltung:

So sehr die Stadtverwaltung die Zielsetzungen und Ideen des Bürgerantrags begrüßt, so sieht sie sich jedoch nicht in der Lage, diese ohne einen unverhältnismäßig hohen Aufwand umzusetzen. Folgende Argumente sprechen aus Sicht der Verwaltung gegen den Aufbau einer Saatgutbibliothek:

 

  1. Der Aufbau einer Saatgutbibliothek ist Expertensache. So verweist z.B. die AGNU auf Rückfrage auf den „Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt“, der u.a. in Düsseldorf ein Saatgutfestival veranstaltet. In diesem Verein existieren sogenannte „Erhalter-Ringe“, welche sich aus Züchtern zusammensetzten, die unter Begleitung von Botanikern und Biologen einzelne Gemüsesorten anbauen und vermehren. Diese Experten überprüfen auch regelmäßig das Saatgut von teilnehmenden Laien auf seine Reinheit.

Auch der Verein NaturGarten e.V. verfügt bereits über eine Saatgut-Tauschplattform für Mitglieder mit einheimischen, regionalen und samenfesten Arten.

2.    Eine Saatgutbibliothek macht nur Sinn, wenn das Saatgut auch samenfest ist, d.h. nicht durch Hybrid-Saatgut verunreinigt wird. Dies können ausschließlich ausgewiesene Experten gewährleisten.

3.    Die Zucht einer Sorte, welche den klimatischen Bedingungen angepasst ist, von Laien angebaut werden kann und dabei auch noch eine Ernte abwirft, wird schon allein für eine einzelne Gemüsesorte als ein Projekt für Jahrzehnte angesehen.

Mit der Anpassung von Obst- und Gemüsesorten an den Klimawandel beschäftigen sich derzeit ganze Forschungsprojekte.

4.    Dass die Lagerung von sortenreinem Saatgut ohne die dauerhafte Betreuung durch Fachleute gelingen könnte, wird ausdrücklich angezweifelt.

 

Vor diesem Hintergrund sieht die Stadtverwaltung keine Möglichkeit, den Bürgerantrag in Bezug auf die Einrichtung einer städtischen Saatgutbibliothek umzusetzen.

 

Die Verwaltung sieht eher interessierte Privatpersonen in Verbindung mit Vereinen, Forschungseinrichtungen oder sonstigen Expertenorganisationen als potenzielle Betreiber einer Saatgutbibliothek, bzw. alternativ einer Saatguttauschbörse und würde Interessenten bei der Vermittlung von Kontakten und - soweit im Rahmen der vorhandenen Ressourcen verfügbar - Räumlichkeiten für temporäre Veranstaltungen helfen.

 

Beschlussvorschlag:

Die Stadtverwaltung wird beauftragt, private Initiativen bei der Veranstaltung von Saatguttauschbörsen mit den vorhandenen Ressourcen, z.B. dem zur Verfügung stellen von Räumlichkeiten, oder der Vermittlung von Kontakten, zu unterstützen.

 

Die Einrichtung und der Betrieb einer Saatgutbibliothek durch die Stadtverwaltung werden abgelehnt.

 

Finanz. Auswirkung:

keine