Betreff
Bericht über die finanzielle Lage zum 30.09.2022
Vorlage
20/060/2022
Aktenzeichen
20.1
Art
Informationsvorlage

Sachverhalt:

 

Die grundlegenden Bedingungen für die Ausführung des Haushaltes 2022 haben sich gegenüber dem Bericht zum 31.5.2022 (Vorlage 20/048/2022) insoweit verschärft, als dass mittlerweile die Gaslieferungen aus Russland eingestellt wurden und die Energiepreise noch einmal extrem gestiegen sind. Auch die Materialbeschaffung und die Lieferung von Vorprodukten ist in weiteren Teilen erschwert, die Baupreise ziehen nochmal an. Bestehende Lieferverträge führen zu hohen Ausfällen bis hin zu einer befürchteten Insolvenz. Die Inflationsrate beträgt im September 10,0% im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Auch die Zahl der Flüchtlinge steigt seit Mitte August wieder an. Neben Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine werden auch vermehrt Ortskräfte aus Afghanistan und syrische Flüchtlinge zugewiesen. Die Unterbringungskapazitäten drohen knapp zu werden. Um eine erneute Einrichtung der Sporthalle Adlerstr. als Notunterkunft zu vermeiden, wird auch die Reaktivierung des Hauses Westfalen auf dem Gelände der ehemaligen LFS in Betracht gezogen. Aufgrund der erforderlichen Sanierungsmaßnahmen lohnt sich ein Invest jedoch nur, wenn die Liegenschaft erworben werden kann.

 

Die Aussichten für die konjunkturelle Entwicklung in 2023 wurden drastisch nach unten korrigiert, es wird mit einem negativen Wachstum bis weit ins Jahr 2024 gerechnet. Der Umbau der Energieversorgung wird kurzfristig nicht zu realisieren sein, so dass längerfristig mit hohen Preisen zu rechnen ist.

 

Die konjunkturelle Entwicklung stellt damit ein hohes, allgemeines Haushaltsrisiko dar. Gegenüber dem Vorjahr haben sich die Erwartungen dramatisch verschlechtert.

 

Darüber hinaus haben die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes bereits angekündigt, zum Ausgleich der Inflation mir einer Lohnforderung von 10,5% in die Tarifverhandlungen zu gehen.

 

 

Erträge / Einzahlungen

 

Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung überrascht der bundesweite Trend, nachdem im ersten Halbjahr 2022 eine deutliche Steigerung der kommunalen Steuereinnahmen zu verzeichnen war. Dies gilt auch für die Stadt Haan, hier setzte sich der Trend auch im dritten Quartal fort. Sowohl die Gewerbesteuer als auch die Einkommen- und Umsatzsteuer erreichen zum 30.9.2022 Werte, die deutlich über den geplanten Ansätzen liegen.

 

Die Abrechnungen der Gewerbesteuer 2020 zeigen offensichtlich, dass die örtlichen Großunternehmer wirtschaftlich nicht wesentlich unter der Corona-Krise gelitten haben. Getroffen wurde die Gastronomie, die Veranstaltungs- und die Dienstleistungsbranche, die jedoch nur in geringem Umfang zum Gesamtgewerbesteueraufkommen beitragen.

 

Eine Herabsetzung der Steuervorauszahlung aufgrund der aktuellen Energiepreisentwicklung wurde bislang lediglich von einem Unternehmen beantragt. Die Stadt steht in engem Kontakt mit der örtlichen Wirtschaft, um die weitere Entwicklung zeitnah abschätzen zu können.

 

Auch die Abrechnung der Einkommen- und Umsatzsteuer liegt über den Erwartungen und die Stadtwerke konnten ein wesentlich besseres Ergebnis 2021 erzielen, als im Wirtschaftsplan zunächst angenommen wurde. Wie in den Vorjahren wurde der Gewinn vollständig ausschüttet, so dass dem städtischen Haushalt entsprechende Mehrerträge zufließen.

 

Daneben führen auch die Zahlungen des Landes nach dem FlüAG für die ukrainischen Flüchtlinge und die Übernahme der Kosten zur Herrichtung der Unterkünfte zu deutlichen Mehrerträgen, die in der Regel die Mehraufwendungen decken.

 

Insgesamt wurden zum Stichtag 30.9.2022 Erträge in Höhe von rd. 85,5 Mio. € zum Soll gestellt. Die Sollstellungen liegen damit erheblich über den durchschnittlichen Sollstellungen der letzten drei Jahre zu diesem Zeitpunkt.

In dem Umfang, in dem die genannten Steuern und die Gewinnausschüttung der Stadtwerke zu Mehrerträgen führen, verringert sich der eingeplante außerordentliche Ertrag zum Ausgleich der Corona bedingten Schäden, so dass hier 3,5 Mio. Euro nicht realisiert werden können. Insgesamt wird zum Stand 30.9.2022 mit Gesamterträgen in Höhe von 103,9 Mio. Euro gerechnet. Die Verbesserung gegenüber der Planung beträgt damit 3,3 Mio. Euro.

 

In der Finanzrechnung machen sich die umfangreichen Mehrerträge positiv bemerkbar. Hier liegen die Einzahlungen über den durchschnittlichen Einzahlungen der letzten drei Jahre jeweils zu Ende September. Der Cashflow aus der laufenden Verwaltungstätigkeit ist positiv, alle tageweise aufgenommenen Kassenkredite zur Überbrückung kurzfristiger Liquiditätsengpässe wurden vollständig zurückgeführt. Es wird nicht damit gerechnet, dass vor dem Hintergrund der Prognose für den Ergebnishaushalt eine längerfristige Aufnahme von Liquiditätskrediten über den Jahreswechsel hinaus erforderlich wird.

 

Die Einnahmeerwartung hat sich insbesondere auf Grund der sehr guten Entwicklung der Gewerbe- und der Einkommensteuer auf hohem Niveau stabilisiert.

 

 

 

 

Aufwendungen / Auszahlungen

 

Zum Stand 30. September 2022 wurden rd. 77,1 Mio. € an zahlungswirksamen Aufwand verbucht. Die nicht zahlungswirksamen Aufwendungen, wie Abschreibungen und Rückstellungen werden zumeist erst im Rahmen der Jahresabschlusserstellung verbucht.

 

Trotz erheblicher Mehraufwendungen bei den Transferleistungen für die Kriegsflüchtlinge (denen Mehrerträge aus der FlüAG Pauschale gegenüberstehen) wird in der Gesamtprognose mit leicht geringeren Aufwendungen gerechnet. Damit liegen die Erwartungen um rd 0,8 Mio. € unter dem Planniveau von 106,6 Mio. Euro.

 

 

In der Gesamtbetrachtung verbessert sich somit das erwartete Jahresergebnis um rd. 4 Mio. Euro, bleibt aber mit – 1,6 Mio. Euro weiterhin negativ.

 

 

 

Die Prognose für 2022 ist jedoch stark von der Entwicklung des Krieges in der Ukraine abhängig und kann sich schnell verändern.

 

Beschlussvorschlag:

Die Informationen der Verwaltung werden zur Kenntnis genommen.