- hier: Abschlussbericht des Bündnisses bezahlbarer Wohnraum
Sachverhalt:
Mit ihrem
gemeinsamen Antrag vom 25.09.2021 streben die Fraktionen von SPD, WLH und GAL
die Aufstellung eines Wohnungsbaukonzeptes für die Gartenstadt Haan an, um
Wohnraumbedarfe – insbesondere des öffentlich geförderten Wohnraumes – für die
nächsten Jahrzehnte zu sichern. Diesem Antrag hat sich der Rat in seiner
Sitzung am 02.11.2021 einstimmig angeschlossen und die Verwaltung zudem
mehrheitlich u.a. mit der Prüfung der Gründung einer städtischen
Wohnungsbaugesellschaft sowie der Bildung einer Arbeitsgruppe im ersten
Halbjahr 2022 beauftragt.
Auf der Basis
dieser Beschlüsse wurden durch das technische Dezernat alle denkbaren
Grundstücke in Haan hinsichtlich ihrer grundsätzlichen Nutzbarkeit für die
Schaffung bezahlbaren Wohnraumes umfassend geprüft. Die Ergebnisse dieser
Prüfung wurden verschiedenen Ratsmitgliedern im Rahmen einer nichtöffentlichen
Arbeitsgruppensitzung am 24.03.2022 mitgeteilt. Bei dieser Gelegenheit wurde
zudem ein Genossenschaftsmodell vorgestellt, mit dem andere Kommunen bereits
gute Erfahrungen sammeln konnten. Diese Anregung konnte jedoch nicht
vollständig überzeugen und wurde daher zunächst nicht weiterverfolgt. Schon bei
dieser Gelegenheit wurde klar, dass es aktuell wirtschaftlich nicht darstellbar
ist, eine sozialverträgliche Kaltmiete im Neubausegment zu realisieren.
Nicht nur die Stadt
Haan steht vor der großen Herausforderung, im Rahmen der Daseinsvorsorge
Impulse für die Schaffung bezahlbaren Wohnraumes zu setzen. In vielen Kommunen
deckt das Angebot den Bedarf (bei weitem) nicht. Bund und Länder haben sich für
die Wohnbauförderung ehrgeizige Ziele gesetzt, die allerdings schon vor dem
Kriegsausbruch auf dem Territorium der Ukraine nicht realisiert werden konnten.
Inzwischen hat das Bündnis bezahlbarer Wohnraum seinen Abschlussbericht
vorgelegt. Diese Gelegenheit nutzt die Verwaltung zur Vorlage eines
Zwischenberichtes hinsichtlich des Umsetzungsstandes des Ratsbeschlusses vom
02.11.2021, denn die dort beschriebenen Umsetzungsschwierigkeiten lassen sich
auf das Stadtgebiet Haan vollständig übertragen.
Die aktuelle Bundesregierung
hat sich das Ziel gesetzt, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen, davon
100.000 öffentlich geförderte Wohnungen. Das Bündnis bezahlbarer Wohnraum wurde
als Instrument zur Erreichung dieses Zieles eingesetzt und hat ein
umfangreiches Maßnahmenpaket für eine Bau-, Investitions- und
Innovationsoffensive festgelegt. Aus Sicht des Städte- und Gemeindebundes ist
das Ziel, zügig bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, grundsätzlich zu begrüßen.
Allerdings führen massiv steigende Baukosten, Materialengpässe sowie der
Fachkräftemangel aktuell dazu, dass die gesteckten Ziele derzeit kaum zu
erreichen sein werden. Für eine gemeinwohlorientierte Wohnungspolitik ist es
notwendig, Kommunen und kommunale Wohnungsunternehmen zu stärken. Der kommunale
Ankauf von Grundstücken muss für alle Kommunen möglich sein, und zwar
unabhängig von ihrer Finanzlage. Neben der Ankurbelung des Neubaus müssen auch
die Nachverdichtung, der Um- und Aufbau von Bestandsimmobilien sowie die
Umnutzung von Leerständen verstärkt in den Blick genommen werden.
Seit dem Beginn des
Angriffskrieges auf das Territorium der Ukraine im Februar 2022 ist das
Baugewerbe in eine tiefe Krise gerutscht. Grund hierfür sind unterbrochene
Lieferketten, fehlende Baustoffe, Fachkräftemangel, hohe Energiekosten, eine
hohe Inflation und eine Zinswende. Fachleute prognostizieren angesichts dieser
kumulativ auftretenden Negativ-Faktoren einen Einbruch des Neubaus spätestens
im Jahr 2023. Damit sind die ambitionierten Ziele der Bundesregierung überaus
gefährdet.
Für das Stadtgebiet
Haan gelten die Risiken und Herausforderungen des Baugewerbes gleichermaßen. Es
ist angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen damit zu rechnen, dass im
nächsten Jahr nicht nur der frei finanzierte Wohnungsbau rückläufig sein wird,
sondern auch und vor allem der öffentlich geförderte bzw. generell der
bezahlbare Wohnungsbau. Die Verwaltung sieht aktuell keine Handlungsoptionen,
um im Jahr 2023 entscheidende Impulse zur Steigerung des Mietwohnungsbaus im
bezahlbaren Segment setzen zu können – dies auch vor dem Hintergrund vakanter
Stellen an entscheidenden Positionen im technischen Dezernat.
Dennoch wird die
Verwaltung den bestehenden Ratsbeschluss selbstverständlich so zeitnah, wie es
möglich und sinnvoll ist, wieder aufgreifen. Es besteht zwischen Rat und
Verwaltung Konsens in der Einschätzung, dass bezahlbarer Wohnraum für weite
Teile der Bevölkerung von hoher Bedeutung ist: Für (kinderreiche) Familien,
Seniorinnen und Senioren, Auszubildende, Studierende,
Transferleistungsbeziehende, Bewohnerinnen und Bewohner der städtischen
Unterkünfte, Menschen mit Migrationshintergrund und Wohnungslose. Auch zur
Fachkräftesicherung ist es in Haan unabdingbar, die Chancen auf bezahlbaren
Wohnraum für Haushalte mit einem Durchschnittseinkommen entscheidend zu
verbessern.
Beschlussvorschlag:
Der Zwischenbericht
der Verwaltung sowie der Abschlussbericht des Bündnisses bezahlbarer Wohnraum
werden zur Kenntnis genommen.
Finanz. Auswirkung:
Keine
Nachhaltigkeitseinschätzung:
Bezugnehmend auf
den Kriterienkatalog für die Nachhaltigkeitseinschätzung der Haaner
Nachhaltigkeitsstrategie liegen weder fördernde noch hemmende Auswirkungen vor.