Sachverhalt:
Mit der Einführung des DT zum 01.05.2023 ist es Ziel der
Landesregierung, für alle SuS ein DT zu günstigeren Konditionen anzubieten.
Hierzu gibt es jetzt einen noch druckfrischen gemeinsamen Runderlass der
Ministerien für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, für Schule und
Bildung und für Umwelt, Naturschutz und
Verkehr vom 02.06.2023 sowie ergänzende Informationsveranstaltungen der VRRöR,
an der die Stadt Haan am 12.06.2023 teilgenommen hat. Ziel ist eine landesweite
Einführung des DT im Schülerverkehr bereits zum 01.08.2023.
Hierzu wurden bereits ergänzende Vereinbarungen zum Schoko-Ticket-Vertrag
übersandt, die unterschrieben bis zum 20.06.2023 zurückgeschickt werden sollen.
Mit Blick auf die in vielen Städten hierzu erforderlich werdenden
Ratsbeschlüsse hat man diese Frist bis zum 23.06.2023 verlängert.
Zunächst zur Historie. Zum 01.02.2002 wurde in zahlreichen Städten in
NRW, so auch in Haan, das Schoko-Ticket eingeführt. Das Ticket gilt 7 Tage die
Woche rund um die Uhr und berechtigt zur freien Fahrt im VRR-Geltungsbereich.
Für die SuS, die aufgrund der Schulweglänge oder bestimmter Ausnahmegründe
einen Anspruch auf die Übernahme von Schülerfahrkosten hatten, wurde dieses
Ticket auf Kosten der Schulträger angeschafft. Für die Möglichkeit, dieses auch
außerhalb der Schulzeit zu nutzen, wurde ein Eigenanteil in Höhe von seinerzeit
7,70 € für das 1. Kind und jedes volljährige Kind, 5 € für das 2. Kind einer
Familie und 0 € für das 3. Kind einer Familie erhoben. Auf Basis der seinerzeit
abgerechneten Schüler Tickets hat man einen Pauschalpreis festgelegt, der von
den Schulträgern monatlich für 11 Monate im Jahr (der Hauptferienmonat blieb
frei) an die Rheinbahn als Verkehrsunternehmen zu zahlen war. Der o.g.
Eigenanteil wurde per. Vertrag ebenfalls an die Rheinbahn abgetreten. Mit
diesem Finanzierungsmodell konnte das Schoko-Ticket auch für Selbstzahlende SuS
zu einem moderaten Preis angeboten werden. Der Pauschalbetrag wird jährlich im
Verhältnis der prozentualen Entwicklung der abgenommenen Schoko-Tickets
entweder nach oben oder unten korrigiert und mit einer im Gegensatz zur
allgemeinen Preisentwicklung moderaterem Prozentsatz angepasst. Darüber hinaus
gibt es eine Revisionsklausel, die zugunsten oder zu Lasten des Schulträgers
gezogen werden kann, wenn das Verhältnis von Schülerzahlen und Anzahl der
abgenommenen Schoko-Tickets um mehr als 10 % voneinander abweicht.
Inzwischen liegt der in Haan zu zahlende monatliche Pauschalbetrag bei
18.675,28 € bei insgesamt 414 Schoko Tickets für Anspruchsberechtigte SuS. Bei 11 Zahlmonaten (der
Hauptferienmonat bleibt zahlungsfrei) beträgt der aktuell jährlich zu zahlende
Preis für ein Schoko-Ticket zu Lasten der Stadt Haan damit 496,20 €/Jahr (41,35
€/Monat/ausgelegt auf 12 Monate). Dies ist ein im Verhältnis zu den meisten
anderen Städten eher günstiger Ticket-Preis/SuS, was daran liegt, dass die
seinerzeit vor Einführung des Schoko-Tickets zugrunde zu legenden Schüler-
Tickets überwiegend in der günstigsten Preisstufe A waren, die Abnahmezahlen im
Laufe der Zeit nicht exorbitant gestiegen, zwischenzeitlich sogar gesunken sind
und die Revisionsklausel erst einmal gegriffen werden musste.
Mit dem Ziel, das DT jetzt für alle SuS anzubieten, soll dieses für
nicht anspruchsberechtigte SuS zu einem Preis in Höhe von 29 € angeboten
werden. Zur Finanzierung ist vorgesehen, dass die Kommunen ihre bisherigen
Pauschalzahlungen weiterhin leisten und auch die Eigenanteile, die inzwischen
bei 14 € und 7 € liegen, weiterhin an die Rheinbahn abtreten. Voraussetzung
hierfür ist jedoch, dass die Pauschalzahlungen im Verhältnis zu den
abgenommenen Schoko-Tickets bei mindestens 588 €/Ticket/Jahr liegen. Das ist
der Punkt, an dem die bisher für die Stadt Haan günstige Entwicklung zu einer
Mehrbelastung für den städtischen Haushalt führt, wenn man das DT für alle SuS
einführen möchte, und zwar unter Berücksichtigung der o.g. Zahlen zu einem
Preis von 91,80 € je anspruchsberechtigter/m SuS/Jahr. Die beigefügte
Information der VRRöR und das dort aufgeführte Schaubild veranschaulichen
nochmal das Finanzierungsmodell. Wenn die Stadt Haan das DT für SuS zum
01.08.2023 einführen möchte, entsteht damit eine finanzielle Mehrbelastung von
38.005,20 €. Der Entschluss zur Teilnahme ist jetzt zu treffen, ein
unterjähriger Start ist nicht möglich. Eine Weiterentwicklung zum Schuljahr
2024/25 ist geplant, eine Rückkehr zum Schoko-Ticket ist möglich.
Wenn sich der Rat der Stadt Haan gegen die Einführung des DT entscheidet,
bedeutet dies, dass alles so bleibt, wie es ist. Die anspruchsberechtigten SuS
erhalten ein Schoko-Ticket zu den bisherigen Bedingungen, für die
Selbstzahlenden SuS besteht die Möglichkeit, das Schoko-Ticket zu einem Preis
in Höhe von 39,40 € oder alternativ das Deutschland-Ticket zu einem Preis in
Höhe von 49 € zu erwerben. Aktuell gibt es rd. 390 selbstzahlende SuS in Haan.
Aus Sicht der Verwaltung bedeutet die Einführung eine weitere enorme
Belastung für den städtischen Haushalt, vor allem vor dem Hintergrund einer
unsicheren Finanzierungslage seitens des Landes in den kommenden Jahren. Mit
dem Ziel einer klimafreundlichen Mobilitätsförderung, jedoch auch zur
Unterstützung der Familien, die das Ticket aktuell aus eigenen Mitteln
bestreiten müssen sowie vor dem Hintergrund, dass die Anbindung des ÖPNV in die
benachbarten Großstädte sehr gut ist und mit dem DT auch die Einschränkung der
unterschiedlichen Verkehrsverbünde wegfällt, gibt es aus Sicht der Verwaltung einige
Argumente zugunsten einer Entscheidung für die Einführung des DT im
Schülerverkehr trotz hoher finanzieller Belastung. Eine - wenn auch kleine -
Kompensation wird in der Aufhebung der Dringlichkeitsentscheidung vom
16.07.2020 gesehen. Seinerzeit wurde beschlossen, für Haaner SuS der
Sekundarstufe II, die eine Haaner Schule besuchen, deren Entfernung zwischen
Wohn- und Schuladresse mehr als 3,5 aber weniger als 5 km beträgt und die den
Nachweis über den Besitz eines Schoko-Tickets erbringen, einen Zuschuss in Höhe
von 25 €/maximal 300 €/Jahr zu zahlen. Der Betrag errechnete sich aus dem seinerzeit
geltenden Betrag des Selbstzahler-Tickets von rd. 37 € ./. 12 € Eigenanteil.
Inzwischen liegt der Eigenanteil bei 14 €. Mit dem Beschluss für ein DT besteht
für diese Familien die Möglichkeit, für 15 € mehr das DT mit den gerade für
diese Altersklasse sehr attraktiven Vorteilen zu erwerben. Das wird als durchaus
zumutbar angesehen. Für das Schuljahr 2023/2024 wäre mit ca. 25 Anträgen zu
rechnen (7.500 €/Jahr).
Zum Abschluss noch ein inhaltlicher und ein redaktioneller Hinweis. Aus
den kreisangehörigen Städten stellen nach aktueller Kenntnis mit Ausnahme der
Stadt Heiligenhaus alle Städte auf das DT um. Der Vertrag zum Schoko-Ticket
datiert nicht vom 10.01.2006 sondern vom 30.01.2002, hier liegt vermutlich ein
Überschreibungsfehler aus einer anderen Kommune vor.
Beschlussvorschlag:
Beschlussalternativen
1./
a) Die Verwaltung wird beauftragt, mit der Verkehrsverbund Rhein Ruhr AöR (VRR) und der Rheinbahn AG (VU) die als Anlage 1 zu dieser Vorlage beigefügte Ergänzungsvereinbarung abzuschließen.
b) Die
Dringlichkeitsentscheidung vom 16.07.2020 zur Übernahme von Schülerfahrkosten für Schüler/innen (SuS) in der
Sekundarstufe II an städtischen Haaner Schulen wird aufgehoben.
2./
Die Stadt Haan bleibt bei dem Angebot des Schoko-Tickets für anspruchsberechtigte SuS und der Sonderregelung für Oberstufen SuS entsprechend der Dringlichkeitsentscheidung vom 16.07.2020.
Finanz. Auswirkung:
Beschlussalternative 1)
2023: 15.917 € müssen überplanmäßig bereit gestellt werden
Ab dem Jahr 2024 würde der Mehrbetrag in Höhe von 38.200 €/Jahr zum „normalen“ Mehraufwand“ ./. der freiwilligen Zuschüsse für die Oberstufen SuS in die Haushaltsplanung aufgenommen.
Beschlussalternative 2)
Nachhaltigkeitseinschätzung:
Zu Beschlussvorschlag 1):
Der Beschlussvorschlag zu 2 hat weder fördernde noch hemmende Auswirkungen auf die Nachhaltigkeitsstrategie der stadt Haan