Sachverhalt:
Die Haaner Kirmes findet seit vielen Jahrzehnten immer von Samstag bis
Dienstag am letzten oder vorletzten Septemberwochenende statt. Dabei gilt die
Regel, dass der Kirmesdienstag (mithin das Kirmesende) immer noch in den
September fallen muss. Vorausgeschickt wird, dass sich an dieser Regel nichts
ändern wird. Für die Berechnung des Veranstaltungstermins wird weiterhin der
Dienstag entscheidend sein, auch wenn er selbst nicht mehr Spieltag sein
sollte.
Begründung:
1. Einführung in die Thematik
Das Thema einer Kirmesverlegung bzw. einer Kirmesverlängerung war in den
zurückliegenden Jahren immer mal wieder Thema zwischen den Schaustellern und
der Verwaltung. Allerdings gab es kein einheitliches Stimmungsbild auf
Schaustellerseite und auch die Verwaltung hat angesichts eines noch
„funktionierenden“ Dienstages keinen Anlass für eine Veränderung gesehen. Dies
hat sich nunmehr geändert.
In der Winterpause 2022/2023 haben sich die Schaustellervertreter in
mündlichen Gesprächen an die Verwaltung gewandt, die Verlegung der
Kirmesspieltage auf Freitag bis Montag nunmehr ernsthaft anzugehen.
Dabei wurde folgendes Vorgehen vereinbart:
1. Besprechung des Vorhabens bezgl. der
Machbarkeit mit allen beteiligten Behörden, Verbänden und Dienststellen der
Verwaltung in der Veranstaltungsrunde zur Haaner Kirmes 2023.
2.
Bei
positivem Votum in der Veranstaltungsrunde Veröffentlichung des Vorhabens in
der Presse.
3.
Besprechung
des Vorhabens mit den Schaustellern in der Interessentenversammlung aus Anlass
der Haaner Kirmes 2023 unter Einbeziehung der Ergebnisse aus 1. und 2..
4.
Bei
weiterem positivem Votum Beteiligung der Politik und Entscheidung durch den Rat
der Stadt Haan.
In der Kirmesvorbesprechung wurden seitens der beteiligten Behörden,
Verbände und Dienststellen der Verwaltung keine Einwände gegen eine Verlegung
der Kirmesspieltage erhoben.
Nach der
Presseveröffentlichung wurde das Thema erwartungsgemäß vielfältig besonders in
den sozialen Medien diskutiert.
In der Interessentenversammlung habe sich die Schausteller einstimmig
für die Verlegung der Spieltage ausgesprochen. Dabei wurde Wert daraufgelegt,
dass sich das Veranstaltungswochenende nicht ändern darf. Außerdem würde es
einvernehmlich begrüßt , wenn die Veranstaltung am Freitag um 14.00 Uhr oder
15.00 Uhr beginne und das Feuerwerk am
Kirmesmontag stattfinde. Eine offizielle Eröffnung könne dann um 17.00 Uhr oder
18.00 Uhr erfolgen. Über die Form könne man sich verständigen.
Nunmehr obliegt es dem Rat der Stadt Haan, nach Vorberatung in den
Fachausschüssen die endgültige Entscheidung zu treffen. Die Verwaltung stellt
hierzu nachstehend die wichtigsten Fakten zusammen.
2. Gründe, die für eine Verlegung sprechen
Die Lebensumstände haben sich geändert. Heute sind innerhalb einer
Familie häufig beide Eltern berufstätig. Sowohl in den Kindergären als auch in
den Schulen ist deshalb inzwischen eine Ganztagsbetreuung üblich. Der
Kindergarten-, Schul- oder Arbeitstag endet meist ab 16.00 Uhr oder sogar
später. Während am Kirmesmontag Kindergärten und Schulen geschlossen sind und
Eltern deshalb bereit sind Urlaub zu nehmen, um gemeinsam Kirmes zu feiern,
gilt dies nicht im gleichen Maße für den Kirmesdienstag. Es ist mit bloßem Auge
zu erkennen, dass sich dienstags die Kirmes erst in den Abendstunden nahe zum
Feuerwerk füllt.
Am Montag füllt sich die Kirmes bereits ab den Mittagsstunden. Dafür
leert sich die Kirmes früher in den Abendstunden. Dem würde ein Abbrennen des
Feuerwerks am Montag entgegenwirken.
Weiterhin hat sich auch das Freizeitverhalten insbesondere bei den
jüngeren und mittleren Generationen geändert. Der Freitag ist der neue bzw.
zusätzliche „Feiertag“. Die Erfahrungen mit den Freitagen aus Anlass der beiden
Jubiläumsveranstaltungen waren im Hinblick auf das Besucheraufkommen sehr gut.
Ein Freitag mit einem Beginn am frühen Nachmittag und einem Betriebsende kurz nach Mitternacht wird
mithin im Vergleich zu einem herkömmlichen Dienstag für die Schausteller
wirtschaftlich deutlich attraktiver sein.
Hinzu käme der durch das Feuerwerk aufgewertete Montag.
Die seitens der Schausteller angestrebten Änderungen dienen keineswegs
dazu, nur einseitig deren Kassen zu füllen. Vielmehr sind sie auch zum Erhalt
der Haaner Kirmes erforderlich.
Die Haaner Kirmes ist zwar eine der umsatzstärksten
Viertageveranstaltungen in Deutschland, aber sie ist auch eine der teuersten
Veranstaltungen. Die Herrichtung und der Abbau des Kirmesplatzes in der
Innenstadt sind mit einem enormen Aufwand und den damit einhergehenden Kosten
verbunden. Wie überall steigen diese Kosten inzwischen deutlich. Das gleiche
gilt nochmal auf Schaustellerseite. Die Preise für Kraftstoffe, Strom und
Personal bereiten erhebliche Sorgen. Die Kosten können auch nicht mehr ohne
Grenzen auf die Preise umgelegt werden. Insofern muss die Haaner Kirmes die
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen setzen, um den potenziell interessierten
Schaustellerbetrieben die Möglichkeit zu bieten, ausreichend Umsätze zur
Finanzierung des Lebensunterhaltes und zur Unterhaltung Ihres Betriebes zu
generieren. Nur so wird die Haaner Kirmes auch weiterhin eine Topadresse für
die erstklassigen Geschäfte der Branche bleiben.
Die von den Schaustellern begehrte Maßnahme ist ein wesentlicher und vor
allen Dingen kostenneutraler Beitrag hierzu, denn die Verschiebung der
Veranstaltungstage erfordert keinen finanziellen Mehraufwand.
Organisatorisch werden alle Maßnahmen - soweit erforderlich - um einen
Tag vorgezogen:
·
Die
Sperrung der Bundesstraße beginnt mittwochs (bisher donnerstags) und endet
dienstags (bisher mittwochs).
·
Der
Wochenmarkt fällt in der Reihenfolge mittwochs und samstags anstatt samstags
und mittwochs aus, was im Hinblick auf die Aufbau- und Abbaulogistik sogar
einen Vorteil bedeutet, da der östliche Neue Markt früher für Aufbauarbeiten
zur Verfügung steht.
·
Der
Aufbau außerhalb der Bundesstraße kann bereits dienstags erfolgen.
Beispielfälle für eine erfolgreiche
Verlegung der Spieltage ihrer Veranstaltung sind die Städte Rhede und Bocholt,
die vor den gleichen Problemen standen. Die anfängliche Skepsis und der
Widerstand sind inzwischen einer breiten Zustimmung gewichen.
Weitere Gründe sind dem Schreiben des
Deutschen Schaustellerbundes (DSB) zu entnehmen, welches als Anlage
beigefügt ist.
3. Gründe, die gegen eine Verlegung sprechen
Es ist selbstverständlich, dass die Planung einer derartigen Maßnahme
auch zu viel - insbesondere in sozialen Medien - geäußertem Unmut und heftigen
Diskussionen führte. Gleichwohl gilt es, die sachlichen Argumente aufzugreifen:
·
Traditionen
auf keinen Fall ändern.
·
Der
Haaner Montag wird verwässert, weil der Platz durch Auswärtige zum Feuerwerk zu
voll und ungemütlich wird.
·
Verlängerung
mit dem Freitag auf fünf Tage statt Verschiebung (siehe 4.).
Die dargelegten Gründe sind überwiegend den persönlichen und emotionalen
Empfindungen insbesondere von den Haaner Bürgerinnen und Bürgern und Kirmesfans
zuzuordnen. Dies erschwert den Abwägungsprozess, da wirtschaftliche Erwägungen
mit Tradition und persönlichen Gefühlen konkurrieren und wenig vergleichbar
sind.
Dagegenhalten muss man aber, dass die Haaner Kirmes heutzutage auch ein
Wirtschaftsunternehmen ist und in diesem Rahmen wie ein solches denken muss, um
den Fortbestand langfristig auf hohem Niveau zu sichern. Wenn
Leuchtturmgeschäfte aus wirtschaftlichen und organisatorischen Gründen die
Haaner Kirmes nicht mehr anfahren, führt das in einen inflationären
Abwärtstrend.
Die Beispiele Rhede und Bocholt zeigen, dass eine derartige Umstellung
auch nur ein Gewöhnungsprozess sein kann.
4. Verlängerung auf fünf Tage unter Einbeziehung des Freitags
Eine dauerhafte Verlängerung auf fünf Tage lässt die Kosten weiter
steigen. Es ist zu befürchten, dass eine Fünftagesveranstaltung aber nicht
ausreichend mehr Gäste generiert, um die Mehrkosten durch entsprechende
Mehreinahmen zu decken. Es wird eher damit gerechnet, dass sich das Publikum
auf fünf Tage verteilt. Daher wäre der fünfte Tag eher eine Kompensation für
einen Regentag mit wenig Besuch. Dementsprechend ist die Zustimmung der
Schausteller nicht einheitlich.
Die Verwaltung sieht das genauso und möchte auch nicht die anderen
Akteure in der Innenstadt (Bewohnende und Geschäftsinhabende) durch einen
weiteren Tag zusätzlich belasten. Die Akzeptanz der Haaner Kirmes dürfte unter
einer solchen Maßnahme nach hiesiger Einschätzung eher leiden. Daher wird sie
von Verwaltungsseite auch nicht weiterverfolgt.
5. Muster für einen Spielplan ab freitags
Freitag:
Spielzeit 14:00 Uhr bis 01:00 Uhr
offizielle Eröffnungsfeier 17:00 Uhr
Samstag:
Spielzeit 14:00 bis 01:00 Uhr
Sonntag:
Spielzeit 11:00 Uhr bis 23:00 Uhr
Montag:
Spielzeit von 10:00 Uhr bis ca. 23:00 Uhr
Feuerwerk 21:30 Uhr
Beschlussvorschlag:
1.
Alternative:
Der Verlegung der
Spieltage auf Freitag bis Montag wird zugestimmt. Die Verwaltung wird
ermächtigt, die in der Gebührensatzung festgelegte Spielzeit entsprechend zu
ändern und später mit der aktuellen Gebührensatzung vorzulegen.
2.
Alternative
Die Spieltage der
Haaner Kirmes werden nicht verändert.