Betreff
Verlegung der Spieltage der Haaner Kirmes ab 2024
Vorlage
32-2/035/2023
Art
Beschlussvorlage

Sachverhalt:

 

Die Haaner Kirmes findet seit vielen Jahrzehnten immer von Samstag bis Dienstag am letzten oder vorletzten Septemberwochenende statt. Dabei gilt die Regel, dass der Kirmesdienstag (mithin das Kirmesende) immer noch in den September fallen muss. Vorausgeschickt wird, dass sich an dieser Regel nichts ändern wird. Für die Berechnung des Veranstaltungstermins wird weiterhin der Dienstag entscheidend sein, auch wenn er selbst nicht mehr Spieltag sein sollte.

 

Begründung:

1. Einführung in die Thematik

Das Thema einer Kirmesverlegung bzw. einer Kirmesverlängerung war in den zurückliegenden Jahren immer mal wieder Thema zwischen den Schaustellern und der Verwaltung. Allerdings gab es kein einheitliches Stimmungsbild auf Schaustellerseite und auch die Verwaltung hat angesichts eines noch „funktionierenden“ Dienstages keinen Anlass für eine Veränderung gesehen. Dies hat sich nunmehr geändert.

In der Winterpause 2022/2023 haben sich die Schaustellervertreter in mündlichen Gesprächen an die Verwaltung gewandt, die Verlegung der Kirmesspieltage auf Freitag bis Montag nunmehr ernsthaft anzugehen.

Dabei wurde folgendes Vorgehen vereinbart:

1.    Besprechung des Vorhabens bezgl. der Machbarkeit mit allen beteiligten Behörden, Verbänden und Dienststellen der Verwaltung in der Veranstaltungsrunde zur Haaner Kirmes 2023.

2.    Bei positivem Votum in der Veranstaltungsrunde Veröffentlichung des Vorhabens in der Presse.

3.    Besprechung des Vorhabens mit den Schaustellern in der Interessentenversammlung aus Anlass der Haaner Kirmes 2023 unter Einbeziehung der Ergebnisse aus 1. und 2..

4.    Bei weiterem positivem Votum Beteiligung der Politik und Entscheidung durch den Rat der Stadt Haan.

In der Kirmesvorbesprechung wurden seitens der beteiligten Behörden, Verbände und Dienststellen der Verwaltung keine Einwände gegen eine Verlegung der Kirmesspieltage erhoben.

Nach der Presseveröffentlichung wurde das Thema erwartungsgemäß vielfältig besonders in den sozialen Medien diskutiert.

In der Interessentenversammlung habe sich die Schausteller einstimmig für die Verlegung der Spieltage ausgesprochen. Dabei wurde Wert daraufgelegt, dass sich das Veranstaltungswochenende nicht ändern darf. Außerdem würde es einvernehmlich begrüßt , wenn die Veranstaltung am Freitag um 14.00 Uhr oder 15.00 Uhr beginne und das  Feuerwerk am Kirmesmontag stattfinde. Eine offizielle Eröffnung könne dann um 17.00 Uhr oder 18.00 Uhr erfolgen. Über die Form könne man sich verständigen.

Nunmehr obliegt es dem Rat der Stadt Haan, nach Vorberatung in den Fachausschüssen die endgültige Entscheidung zu treffen. Die Verwaltung stellt hierzu nachstehend die wichtigsten Fakten zusammen.

2. Gründe, die für eine Verlegung sprechen

Die Lebensumstände haben sich geändert. Heute sind innerhalb einer Familie häufig beide Eltern berufstätig. Sowohl in den Kindergären als auch in den Schulen ist deshalb inzwischen eine Ganztagsbetreuung üblich. Der Kindergarten-, Schul- oder Arbeitstag endet meist ab 16.00 Uhr oder sogar später. Während am Kirmesmontag Kindergärten und Schulen geschlossen sind und Eltern deshalb bereit sind Urlaub zu nehmen, um gemeinsam Kirmes zu feiern, gilt dies nicht im gleichen Maße für den Kirmesdienstag. Es ist mit bloßem Auge zu erkennen, dass sich dienstags die Kirmes erst in den Abendstunden nahe zum Feuerwerk füllt.

Am Montag füllt sich die Kirmes bereits ab den Mittagsstunden. Dafür leert sich die Kirmes früher in den Abendstunden. Dem würde ein Abbrennen des Feuerwerks am Montag entgegenwirken.

Weiterhin hat sich auch das Freizeitverhalten insbesondere bei den jüngeren und mittleren Generationen geändert. Der Freitag ist der neue bzw. zusätzliche „Feiertag“. Die Erfahrungen mit den Freitagen aus Anlass der beiden Jubiläumsveranstaltungen waren im Hinblick auf das Besucheraufkommen sehr gut. Ein Freitag mit einem Beginn am frühen Nachmittag und  einem Betriebsende kurz nach Mitternacht wird mithin im Vergleich zu einem herkömmlichen Dienstag für die Schausteller wirtschaftlich deutlich attraktiver sein.

Hinzu käme der durch das Feuerwerk aufgewertete Montag.

Die seitens der Schausteller angestrebten Änderungen dienen keineswegs dazu, nur einseitig deren Kassen zu füllen. Vielmehr sind sie auch zum Erhalt der Haaner Kirmes erforderlich.

Die Haaner Kirmes ist zwar eine der umsatzstärksten Viertageveranstaltungen in Deutschland, aber sie ist auch eine der teuersten Veranstaltungen. Die Herrichtung und der Abbau des Kirmesplatzes in der Innenstadt sind mit einem enormen Aufwand und den damit einhergehenden Kosten verbunden. Wie überall steigen diese Kosten inzwischen deutlich. Das gleiche gilt nochmal auf Schaustellerseite. Die Preise für Kraftstoffe, Strom und Personal bereiten erhebliche Sorgen. Die Kosten können auch nicht mehr ohne Grenzen auf die Preise umgelegt werden. Insofern muss die Haaner Kirmes die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen setzen, um den potenziell interessierten Schaustellerbetrieben die Möglichkeit zu bieten, ausreichend Umsätze zur Finanzierung des Lebensunterhaltes und zur Unterhaltung Ihres Betriebes zu generieren. Nur so wird die Haaner Kirmes auch weiterhin eine Topadresse für die erstklassigen Geschäfte der Branche bleiben.

Die von den Schaustellern begehrte Maßnahme ist ein wesentlicher und vor allen Dingen kostenneutraler Beitrag hierzu, denn die Verschiebung der Veranstaltungstage erfordert keinen finanziellen Mehraufwand.

Organisatorisch werden alle Maßnahmen - soweit erforderlich - um einen Tag vorgezogen:

·       Die Sperrung der Bundesstraße beginnt mittwochs (bisher donnerstags) und endet dienstags (bisher mittwochs).

·       Der Wochenmarkt fällt in der Reihenfolge mittwochs und samstags anstatt samstags und mittwochs aus, was im Hinblick auf die Aufbau- und Abbaulogistik sogar einen Vorteil bedeutet, da der östliche Neue Markt früher für Aufbauarbeiten zur Verfügung steht.

·       Der Aufbau außerhalb der Bundesstraße kann bereits dienstags erfolgen.

Beispielfälle für eine erfolgreiche Verlegung der Spieltage ihrer Veranstaltung sind die Städte Rhede und Bocholt, die vor den gleichen Problemen standen. Die anfängliche Skepsis und der Widerstand sind inzwischen einer breiten Zustimmung gewichen. 

Weitere Gründe sind dem Schreiben des Deutschen Schaustellerbundes (DSB) zu entnehmen, welches als Anlage beigefügt ist.

3. Gründe, die gegen eine Verlegung sprechen

Es ist selbstverständlich, dass die Planung einer derartigen Maßnahme auch zu viel - insbesondere in sozialen Medien - geäußertem Unmut und heftigen Diskussionen führte. Gleichwohl gilt es, die sachlichen Argumente aufzugreifen:

·         Traditionen auf keinen Fall ändern.

·         Der Haaner Montag wird verwässert, weil der Platz durch Auswärtige zum Feuerwerk zu voll und ungemütlich wird.

·         Verlängerung mit dem Freitag auf fünf Tage statt Verschiebung (siehe 4.).

Die dargelegten Gründe sind überwiegend den persönlichen und emotionalen Empfindungen insbesondere von den Haaner Bürgerinnen und Bürgern und Kirmesfans zuzuordnen. Dies erschwert den Abwägungsprozess, da wirtschaftliche Erwägungen mit Tradition und persönlichen Gefühlen konkurrieren und wenig vergleichbar sind.

Dagegenhalten muss man aber, dass die Haaner Kirmes heutzutage auch ein Wirtschaftsunternehmen ist und in diesem Rahmen wie ein solches denken muss, um den Fortbestand langfristig auf hohem Niveau zu sichern. Wenn Leuchtturmgeschäfte aus wirtschaftlichen und organisatorischen Gründen die Haaner Kirmes nicht mehr anfahren, führt das in einen inflationären Abwärtstrend.

Die Beispiele Rhede und Bocholt zeigen, dass eine derartige Umstellung auch nur ein Gewöhnungsprozess sein kann.

 

4. Verlängerung auf fünf Tage unter Einbeziehung des Freitags

Eine dauerhafte Verlängerung auf fünf Tage lässt die Kosten weiter steigen. Es ist zu befürchten, dass eine Fünftagesveranstaltung aber nicht ausreichend mehr Gäste generiert, um die Mehrkosten durch entsprechende Mehreinahmen zu decken. Es wird eher damit gerechnet, dass sich das Publikum auf fünf Tage verteilt. Daher wäre der fünfte Tag eher eine Kompensation für einen Regentag mit wenig Besuch. Dementsprechend ist die Zustimmung der Schausteller nicht einheitlich.

Die Verwaltung sieht das genauso und möchte auch nicht die anderen Akteure in der Innenstadt (Bewohnende und Geschäftsinhabende) durch einen weiteren Tag zusätzlich belasten. Die Akzeptanz der Haaner Kirmes dürfte unter einer solchen Maßnahme nach hiesiger Einschätzung eher leiden. Daher wird sie von Verwaltungsseite auch nicht weiterverfolgt.

 

5. Muster für einen Spielplan ab freitags

Freitag:

Spielzeit 14:00 Uhr bis 01:00 Uhr

offizielle Eröffnungsfeier 17:00 Uhr

Samstag:

Spielzeit 14:00 bis 01:00 Uhr

Sonntag:

Spielzeit 11:00 Uhr bis 23:00 Uhr

Montag:

Spielzeit von 10:00 Uhr bis ca. 23:00 Uhr

Feuerwerk 21:30 Uhr  

Beschlussvorschlag:

 

1.    Alternative:

Der Verlegung der Spieltage auf Freitag bis Montag wird zugestimmt. Die Verwaltung wird ermächtigt, die in der Gebührensatzung festgelegte Spielzeit entsprechend zu ändern und später mit der aktuellen Gebührensatzung vorzulegen.   

2.    Alternative

Die Spieltage der Haaner Kirmes werden nicht verändert.