hier: Grabenlose Kanalsanierung, Projekt Bahnhofstraße
Sachverhalt:
Projekt
: Kanalsanierung (MW)
Bahnhofstraße zwischen Königstraße und der Eisenbahnstraße im Rahmen der
Grabenlosen Kanalsanierung 2011
Projektleitung : Herr Bittermann
1) Allgemeines
StraßenNRW,
Regionalniederlassung Niederrhein, beabsichtigt
die Fahrbahnsanierung in der Bahnhofstraße im Spätjahr 2011
durchzuführen. Hintergrund der Sanierung ist die Abstufung der Bundesstraße in
eine Landesstraße.
Um spätere Aufgrabungen
zwecks Kanalbaubaumaßnahmen weitestgehend ausschließen zu können, sollten, aus
der ganzheitlichen Betrachtungsweise heraus, sowohl der Kanal, als auch die
Anschlussleitungen, auf ihren Zustand
untersucht werden. Im Jahr 2010 fanden
umfangreichen Untersuchungen mittels Kanal-TV, bzw. Satelliten-Kamera,
statt. Insgesamt wurden in der Bahnhofstraße, zwischen der Eisenbahnstraße und
der Königstraße, ca. 800 Meter Kanal in verschiedensten Durchmessern, ca. 500
Meter Anschlussleitungen, mehr als 20 Schachtbauwerke und 80 Kanalanschlüsse
befahren. Die Befahrungen wurden digital aufgezeichnet, anschließend
ausgewertet und auf verschiedene Sanierungsmaßnahmen hin analysiert.
2) Das
Ergebnis
Der Mischwasserkanal (MW) aus Beton, ist in großen Bereichen
korrodiert. Diese Betonkorrosionen, Risse, Wurzeleinwüchse, Scherben und
angeschlagene Stutzen machen eine Sanierung des Kanals unumgänglich. Die
ursprünglich für einen späteren Zeitpunkt vorgesehene Kanalsanierung, soll aus
oben genannten Gründen vorgezogen werden.
Die Befahrungen der Anschlussleitungen ließ ein ähnliches
Schadensbild erkennen. Sowohl die Steinzeug-, als auch die
Betonanschlussleitungen sind in Ihren Lagen (Muffenversatz) versetzt. Ein
Großteil der untersuchten Leitungen sind mit Rissen, Scherben, Wurzeleinwüchsen
durchzogen. In vielen Anschlussleitungen sind Ablagerungen (teilweise bis zu
60% Querschnittsreduzierung), Inkrustierungen durch Infiltration oder auch
Unterbögen durch Absackungen, welche die Kamerabefahrungen zum Abbruch zwangen,
festgestellt worden.
3) Die
Sanierungsanalysen
Der Mischwasserkanal in der Bahnhofstraße befand sich in einem
sanierungsbedürftigen Zustand. Die Schäden waren teilweise massiv, aber die
"Rohrleitungssubstanz" war gegeben. Trotz Korrosion waren die
Betonstärken in den einzelnen Rohren und damit die Rohrstatik ausreichend
vorhanden und es gab grundsätzlich kein hydraulisches Problem.
Um den Bestand des Kanals
dauerhaft zu gewährleisten, boten sich 3
Sanierungsvarianten/Sanierungsverfahren an:
a) Kanalneubau
b) Kanalreparatur
c) Kanalrenovierung
4) Auswahl
des Sanierungsverfahrens
Es gab zwei wesentliche Kriterien, welches die Auswahl der zum
Einsatz kommenden Sanierungsvariante maßgeblich beeinflusste.
a) Die
Betrachtung nach einer ganzheitlichen, dauerhaften Lösung und
b) die
ökonomische Betrachtung – nach einer dynamischen Kostenvergleichsrechnung.
5) Das
Sanierungsverfahren
Das gewählte Sanierungsverfahren war die
"Kanalrenovierung" mittels Schlauchliner. Sowohl aus ökonomischen,
als auch aus der ganzheitlichen Betrachtung, war dieses Verfahren für die
"Bahnhofstraße" die wirtschaftlichste Variante.
Der Schlauchliner ist ein mit UP-Harzen getränktes
Nadelfilzmaterial, welches in einem Inversionsverfahren in den
"alten" Rohren eingeblasen und anschließend mit Wärme (Dampf oder
Wasser) ausgehärtet wird. Dieses Kanalrenovierungsverfahren wird auch
"Grabenloses Bauen oder Grabenlose Kanalsanierung" genannt.
Im Gegensatz zum herkömmlichen Tiefbau werden bei
"grabenlosen Kanalsanierungen" keine Straßen mehr aufgebrochen und
später kostenträchtig wiederhergestellt. Das spart Geld, die Lärm- und
Staubbelästigungen sind auf ein Minimum reduziert und die Bauzeit ist
wiederum gegenüber dem offenen Bauen erheblich verkürzt. Im Falle der
Bahnhofstraße bedeutet dieses in Zahlen:
Die offene Bauweise wurde mit ca. 1.000.000 €
und einer Bauzeit von mindestens 1,5 Jahre kalkuliert. Die Kosten der
Grabenlosen Kanalrenovierung sind mit 320.000 € kalkuliert worden und die
Bauzeit ist auf wenige Tage innerhalb der Sommerferien 2011 beschränkt.
6) Sanierungszeitraum
Die Bahnhofstraße ist eine Bundestraße (B228) und somit eine
wichtige Verbindungsstrecke, sowohl für den Berufs-, als auch für den
Zulieferverkehr zw. Düsseldorf über Hilden und Haan nach Wuppertal. Im
geplanten Sanierungsbereich ist die Bahnhofstraße geprägt durch Einzelhandel und
Dienstleistungsunternehmen. Mit Rücksicht auf die Verkehrssituation und den
"Einzel-"Unternehmen, wurde in Abstimmung mit der
Straßenverkehrsbehörde und dem VRR der Sanierungszeitraum auf die Sommerferien
2011 beschränkt.
7) Auswahl
des Sanierungsunternehmens
Nach
interner Zusammenstellung der Massen, wurde in Kooperation mit den
Entsorgungsbetrieben Solingen die "Grabenlose Kanalsanierung" mittels
Schlauchliner ausgeschrieben. Wichtige Kriterien und Voraussetzungen an die
beschränkt angeschriebenen Firmen waren:
a)
die
Firma muss Erfahrungen mit hochsensiblen Baustellensituationen (wie Einbau
unter erschwerten Bedingungen, Geschäftsbereiche etc.) vorweisen.
b)
Die
Firma muss das Zuverlässigkeitskriterium erfüllen und
c)
sie
muss Erfahrungen im Einbau von Großprofilen wie das Eiprofil 600/900 besitzen.
d)
Außerdem
muss sie über das notwendige Equipment (eigene Warmwasser – und Dampfanlagen,
als auch Fräsroboter und TV-Kameras) verfügen.
Die
Insituform Rohrsanierungstechniken GmbH war der wirtschaftlichste Anbieter. Der
Auftrag zur Sanierung der Kanalisation in der Bahnhofstraße wurde am 11. März
2011 vergeben.
8) Die
Durchführung der Sanierung
Nach vorab eingereichtem
Bauzeitenplan, wurde am 27. Juli 2011 mit den Arbeiten in der
Bahnhofstraße begonnen. Zeitgleich wurde an den darauffolgenden 7 Tagen mit
zwei getrennt arbeitenden Anlagen und Kolonnen der Schlauchliner in den Kanal
inversiert. Dieses setze eine
logistische Maßarbeit sowohl mit Sicht auf die Baustellen, als auch mit Sicht
auf den Verkehr voraus. Zwei Ereignisse warfen ihre Schatten voraus. Zum
einen wurde in der Nacht von Mittwoch
auf den Donnerstag durch einen technischen Defekt das Heizaggregat der
Warmwasseranlage beschädigt. Dieses zwang die Unternehmung Insituform zu einem
zusätzlichen, außerplanmäßigen Einbautag. Zum anderen das Starkregenereignis
von Donnerstag auf Freitag. Hier kam es in 11 bekannten Fällen zu einem Rückstau
in den Kellern privater Eigentümer. Die Insituform und deren Versicherung
stehen in Korrespondenz zu den Geschädigten.
Am Montag den 1. August 2011 war der letzte Liner eingebaut
und ab Dienstag wurde mit dem Abbau der nicht mehr benötigten Gerätschaften,
Gerüste angefangen.
Am Mittwoch waren von einer Großbaustelle nur noch Spuren zu
erkennen. 800 Meter Kanal, davon 220 Meter im Großprofil waren mittels
Schlauchliner renoviert und leisteten schon uneingeschränkt ihren Dienst.
Auch hier ein Zahlenbeispiel.
Der Schlauchliner für das Eiprofil 600/900 von der Königstraße
bis zur Kölner Straße wurde auf einer Länge von 220 Meter in einem einzigen
Inversionsgang eingebaut. In diesem Fall wurden ca. 100 cbm Wasser (100.000
Liter) zum Aufstellen des Liners gebraucht. 100.000 Liter Wasser mussten
anschließend auf eine Temperatur von 70 Grad Celsius erwärmt werden und über
einen Zeitraum von 24 Stunden musste die Temperatur gehalten werden. 2
Heizölaggregate, welche ununterbrochen fast 36 Stunden im Einsatz waren, wurden
dafür benötigt. Insgesamt wurden allein für diesen Sanierungsabschnitt ca.
4.000 Liter Heizöl verbraucht.
Vor und nach dem Einbau, muss das Eiprofil von den Arbeitern
zum Einmessen der Anschlussleitungen betreten werden. Im Gegensatz zu den
Kleinprofilen, welche nicht begehbar sind und daher von Robotern befahren
werden, ist in den Großprofilen eine Begehung unumgänglich. Durch die starken
Regenfälle von Donnerstag und Freitag schoss das Regenwasser durch die
vollgefüllten Rohre Richtung Klärwerk Ohligs. Erst als am Samstagvormittag der Regen aufhörte und gegen 14:00 Uhr nur
noch der "normale" Trockenwetterabfluss durch die Rohre lief, kam die
Entwarnung und ein an Seilen gesicherter Arbeiter durfte den Kanal begehen. Am Montag
wurden dann die Anschlussleitungen vom Selbigen, eingehüllt im Gummianzug und
mit Gasmaske, wieder geöffnet.
Nach der "ersten" Befahrung mittels TV-Kamera nach
Sanierung, wurden keine sichtbaren Mängel in den renovierten Rohren
festgestellt. Die Materialproben sind nach Hamburg zum unabhängigen
Ingenieurbüro für Kunststofftechnik "siebert+knippschild" geschickt
worden und werden dort auf Dichtheit, Wandstärke, E-Modul-Werte und
Biegespannung geprüft. Die Ergebnisse der Materialprüfungen stehen noch aus.
Die Anbindung der Anschlüsse, sowie die Schachtsanierung
erfolgen direkt nach dem positiven Probenergebnis.
Die erste Abschlagsrechnung liegt bereits zur Prüfung vor. Eine Überschreitung
der Auftragssumme ist nicht zu erwarten.
9) Die
privaten Anschlussleitungen
Zeitgleich zur Planung der öffentlichen Kanalsanierung (oben)
wurde über eine ganzheitliche Betrachtungsweise nachgedacht. Vor dem
Hintergrund der Fahrbahnsanierung und in diesem Zusammenhang die Sanierung des
städtischen Kanals, sollten zumindest auch die privaten Anschlussleitungen (im
öffentlichen Bereich= Bereich der Fahrbahnsanierung) dem Stand der Technik
genügen. Den Eigentümern sollte die Chance gegeben werden, vorab der
Fahrbahnsanierung, die Sanierung ihrer Anschlussleitungen kostengünstiger
vorzunehmen. Das Ingenieurbüro Krahl wurde am 18. Januar 2011 beauftragt, die
Planung, Beratung und Bauleitung von Anschlusssanierungen in der Bahnhofstraße
zu übernehmen. Am 16. Mai 2011 wurden die Eigentümer zu einer
Informationsveranstaltung im Forum der Kath. Kirche geladen. An dieser
Informationsveranstaltung nahmen ca. 30 Eigentümer teil. Nach Auskunft des
Ing.-Büro Krahl sind 51 Eigentümer entschlossen, ihre Anschlussleitungen
mittels Kanal-TV prüfen zu lassen.
Über das Ergebnis der Untersuchungen und weitere Maßnahmen, wird die Verwaltung
weiter berichten.
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zum Bauprojekt des Tiefbauamtes zur Kenntnis.