hier: Bericht über das Ergebnis des Workshops,
Beschluss über das weitere Verfahren
Sachverhalt:
1. Durchführung
und Ergebnis des Workshops
Nach Beratung im
Planungs- und Verkehrsausschuss am 01.10.2013 wurde dem Vorschlag der
Verwaltung folgend beschlossen, die Möglichkeiten zur Durchführung eines
Entwurfsworkshops mit Studenten zum Planungsthema zu prüfen (s. SV PlUA
61/144/2013).
Als Planungsziele für den Entwurfsworkshop wurden in der Sitzungsvorlage
genannt:
·
Vorrangige Etablierung einer Wohnnutzung (z. B.
"generationsübergreifendes, barrierefreies" Wohnen),
·
untergeordnet zur Düsselberger Straße /
Dörpfeldstraße auch Büronutzungen, Arztpraxen o. ä.,
·
entlang der Verkehrsachsen stärker verdichtete
Bebauung, auf den dahinter gelegenen Flächen eher eine aufgelockerte,
höherwertige Wohnbebauung,
·
gestalterisch überzeugender Anschluss an das
Wohngebiet „Düsselberg I“,
·
eine verträgliche Höhenentwicklung zur Wohnbebauung
„Am Marktweg“,
·
Fortentwicklung des Grünzugs Düsselberg in die
Planung.
In der städtebaulichen Überlegung soll das Grundstück der IKK mit
überplant und in eine Gesamtkonzeption integriert werden.
Die Verwaltung hat daraufhin Kontakt mit dem
Lehrstuhl für Städtebau und Landesplanung an der RWTH Aachen aufgenommen und
auf der Grundlage der o. g. Planungsziele mit dem Lehrstuhl die Durchführung
des Workshops vereinbart.
Der Workshop wurde am Freitag, dem 23.05. 2014 und
am Samstag, dem 24.05.2014 in der Dachkantine der Gemeinschaftsgrundschule
Gruiten, Prälat-Marschall-Straße 65 durchgeführt. Nachdem die Verwaltung in der
abendlichen Bürgerinfo zunächst die Aufgabenstellung erläuterte, bekam die
Bürgerschaft Gelegenheit, ihre Vorstellungen und Wünsche zu äußern. Diese
Wünsche und Stellungnahmen aus der Bürgerschaft wurden stichwortartig auf
Karten notiert und für die Dauer des Entwurfsworkshops auf einer Flipchart
angeordnet. Die Anregungen sind in der Tabelle 1 - thematisch sortiert -
aufgelistet. Ergänzend zu den vorgenannten Planungszielen wurde in der
Bürgerschaft insbesondere der Wunsch nach einem multifunktionalen Raum als
Treffpunkt der Gruitener Bevölkerung diskutiert.
Tabelle 1:
Übersicht der Anregungen aus der Bürgerschaft
Verkehr /
Stellplätze |
Grün-/
Freiflächen |
„multifunktionle
Räumlichkeiten“ |
Wohnformen |
Sonstige
Nutzungen |
Lärmbelastung bei der Planung berücksichtigen |
Treffpunkte schaffen |
barrierefreier Veranstaltungsraum |
barrierefreies Wohnen |
Arztpraxis vorsehen |
keine Abkürzungen schaffen |
Thema „Gartenstadt Haan“ |
Bürgerhaus wird vermisst |
2-3-geschossige Bebauung |
Reha-/ Wellnes-nutzung einplanen |
Anlieger mit möglichst wenig zusätzlichem Verkehr belasten |
Verlängerung des Grünzugs |
Ersatz für das Bürgerhaus in Betracht ziehen |
Mehrgenerationenquartier |
verträgliches Nebeneinander schaffen |
mehr als ein Stellplatz pro Wohneinheit |
Ruhezonen im Freiraum vorsehen |
Reservefläche für Bürgerhaus erhalten |
betreute Wohnformen |
Serviceangebote für älter werdende Bevölkerung |
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wohnungsnahe Spielflächen vorsehen |
Betreiberkonzepte mitentwickeln |
gemischte Wohnformen planen |
notwendige wohnungsnahe Infrastruktur bedenken |
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Verschattung und Topographie
|
Können Teile des Bürgerhauses erhalten werden? |
bezahlbarer Wohnraum |
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keine Verschattung der bestehenden Gärten |
Ersatz für Provisorium schaffen |
Eigentum ermöglichen |
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Multifunktionsraum in das Quartier integrieren |
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Planen und Bauen für
Gruitener |
||||
Visionär denken |
||||
Gewinne sollten Gruiten zu
Gute kommen |
Am zweiten Tag des Workshops hatten die Studentinnen
und Studenten ihre ersten konzeptionellen Ansätze in skizzenhafter Form
aufbereitet, der Bürgerschaft vorgestellt und mit ihr diskutiert. Dabei zeigte
sich, dass ein Bürgerhaus im „klassischen“ Sinn einen enormen Stellplatzbedarf
bedingt und so eine qualitätvolle städtebauliche Neustrukturierung verhindert.
In den Wochen nach dem Workshop sind die Skizzen zu detaillierten
städtebaulichen Entwürfen ausgearbeitet worden.
Aus dem Workshop gingen insgesamt 6 durchgearbeitete
Entwurfskonzepte mit hoher grafischer Qualität hervor. Die Erwartungen der
Verwaltung haben sich insgesamt erfüllt. Die Bürgerschaft konnte bereits zu
einem frühen Zeitpunkt eigene Anregungen in einen Entwurfsprozess einbringen
und sie hat das Angebot intensiv genutzt. Im Ergebnis ist festzuhalten, dass
alle abgegebenen Beiträge die durchaus beabsichtigte, „unvorbelastete“
Herangehensweise an die Entwurfsaufgabe zeigen. Die Verwaltung dankt daher allen
Teilnehmern für ihre intensive und kreative Mitarbeit. Mit den erstellten
studentischen Entwürfen konnten mögliche Bebauungsdichten und Baustrukturen,
der Umgang mit den öffentlichen und privaten Freiflächen sowie dem ruhenden
Verkehr und der Nutzungsstruktur anschaulich aufgezeigt werden. Die Konzepte
werden nachfolgend stichwortartig vorgestellt (Entwurfsidee der Studenten) und
bewertet:
Arbeit 1 |
|
Entwurfsidee: Das Areal wird durch einen
besonderen öffentlichen Raum in drei Bereiche eingeteilt. Entlang der
Düsselberger Straße entstehen zwei aufgelockerte Blockstrukturen, die in
einem flexiblen Erdgeschoss Quartiersläden beherbergen können. Die vorhandene
Bebauung am Marktweg wir durch Reihenbebauung ergänzt, wodurch im Inneren
eine ruhige Wohnatmosphäre gewährleistet wird. Hier werden Mietergärten
vorgeschlagen. Im Herzen
des Areals befindet sich ein Mehrzweckgebäude, für quartiersbezogene
Serviceangebote. Stellungnahme der
Verwaltung: · Der Entwurf schafft mit einfachen Mitteln ein klares städtebauliches
Konzept mit interessanten Raumperspektiven im öffentlichen Raum · öffentliche und private Räume werden deutlich getrennt, dabei gelingt
eine ausgewogene Balance zwischen Verdichtung und Freiraumbildung. · Die westliche Öffnung der Platzfläche zieht den Grünzug ins Quartier
hinein. Die Öffnung der begrünten Platzfläche nach Süden zur Düsselberger
Straße wirkt jedoch etwas überdimensioniert und lässt den Lärm in das Gebiet
hinein. · Die Anordnung der privaten Stellplätze in Tiefgaragen ist grundsätzlich
richtig, allerdings sollte die Lage der Zufahrten optimiert und aus der
öffentlichen Fläche heraus genommen werden. Die Anzahl der Zufahrten sollte
den Nutzungseinheiten zugeordnet werden. · Der gewählte „Nutzungsmix“ an der Düsselberger Straße mit öffentlichen
Stellplätzen entspricht den Entwurfsvorgaben. · Die Lage der
multifunktionale Räumlichkeiten ist aus dem Entwurfskonzept heraus richtig
gewählt, allerdings setzt dieses die Überbauung des gegenwärtigen
Bürostandortes (IKK) voraus. Die Lage ist zu überdenken. |
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Arbeit 2 |
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Entwurfsidee: Dieser Ansatz schafft eine
Verbindung über einen zentralen Platz vom Mergelweg zur Düsselberger Straße.
An diesem Ort ist ein Cafe und ein Multifunktionsraum vorgesehen. Dieser kann
auch an eine Wohneinrichtung gekoppelt werden. Im nördlichen Teil ist eine
Reihenbebauung geplant, die an die bestehende Bebauung entlang des Marktwegs
mit privaten Gärten anknüpft. Der Platz
wird Richtung Süden von einer aufgelockerten Blockbebauung flankiert, die im
Inneren einen gemeinschaftlichen Außenraum bietet. Eine ähnliche Bebauung ist
auf dem heutigen Areal der IKK vorgesehen. Stellungnahme der Verwaltung: · Der Ansatz einen zentralen
Platz zu schaffen wird begrüßt, wenngleich die versetzt angeordnete Bebauung
für vorgesehene quartiersbezogene multifunktionale Räumlichkeiten (westliches
Plangebiet) als deutliche Barriere wirkt, und den Platz zum Grünzug in
Richtung Nordwesten abschottet. · Die Abschirmung zur
Düsselberger Straße ist grundsätzlich richtig; weniger überzeugen kann die
Ausformulierung des nördlichen Plangebiets. Die Anordnung der Baukörper wirkt
willkürlich und rückt sehr nahe an die Bebauung zum Marktweg heran. · Aussage zur Anordnung der
Stellplätze fehlen · Die hohe Verdichtung lässt
wenig Raum für Freiraumqualitäten. · Ein „Nutzungsmix“ an der
Düsselberger Straße (öffentliche Stellplätze?) kann vorgesehen werden. |
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Entwurfsidee: Die Idee ist ein großer
Block mit einem parkartigen Innenbereich, in dem Punkthäuser für Senioren
gerechte Wohnformen platziert werden. Der Block hat an der
Düsselberger Straße eine höhere Dichte und Geschossigkeit, an den beiden
anderen Seiten eine aufgelockerte Reihenhausbebauung. Die vorhandenen
Reihenhäuser werden in den Block integriert, so bekommt der Binnenraum einen
Rahmen. Stellungnahme der Verwaltung: · Das Konzept schafft einen
Großblock und bindet so mit einfachen Mitteln die Bebauung am Marktweg in
einen Bebauungs-zusammenhang ein. Räumlich Qualitäten zum öffentlichen Raum
werden dadurch jedoch leider nicht geschaffen. Die Länge der Reihenhauszeilen
(Blockrand) wirkt etwas willkürlich, die Öffnungen haben keinen Bezug zu
angrenzenden Wegen oder sonstigen Anknüpfungen. · Der innen liegende
Grünraum bleibt ebenfalls ohne Anbindung an die bestehenden Grünzüge. Die
sehr aufgelockerte Bebauung erzeugt einen hohen Erschließungsaufwand. · Aussage zur Anordnung der
Stellplätze fehlen · Insgesamt bringt das
Konzept eine sehr geringe bauliche Ausnutzung. · Der angedachte
„Nutzungsmix“ an der Düsselberger Straße (öffentliche Stellplätze?)
entspricht den Entwurfsvorgaben. ·
Die Anordnung von multifunktionale Räumlichkeiten ist prinzipiell
möglich. |
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Arbeit 5 |
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Entwurfsidee: Die Positionierung vier
unterschiedlich großen Blöcken bildet ein eigenständiges kleines Quartier.
Die Blöcke haben unterschiedliche Eigenschaften und variieren in der Größe
und in der Freiraumgestaltung. Auch hier sind die Gebäude
zur Düsselberger Straße höher, als die hintere Bebauung. Parkplatze
und eine kleiner Park gewährleisten den Puffer zu der bestehenden Bebauung am
Marktweg. Stellungnahme der Verwaltung: · Mit der Gliederung des
Areals in vier „Blöcke“ wird eine einfache Struktur vorgeschlagen. Die
zwischen den Blöcken verbleibenden öffentlichen Freiräume vermitteln jedoch
keinen erkennbaren Aufenthaltswert, vielmehr verbleiben Erschließungsflächen
als Resträume. Die stark schematische Blockbildung erzeugt eine hohe Dichte
und schottet das Areal stadträumlich zu den angrenzenden Quartieren ab. · Die kleinen öffentlichen,
bzw. halböffentlichen Grünflächen an den rückwärtigen Grundstücksgrenzen
treten in Konkurrenz zum kleinen Park im inneren des Areals. Eine erkennbare
Grünzugverbindung wird nicht vorgeschlagen. · Die Sammelstellplatzanlage
belastet die Gärten der Bebauung „Am Marktweg“. · Der „Nutzungsmix“ an der
Düsselberger Straße mit öffentlichen Stellplätzen entspricht den
Entwurfsvorgaben. · Die Platzierung einer
multifunktionalen Nutzung ist prinzipiell möglich. |
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Arbeit 6 |
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Entwurfsidee: Die Idee ist es, zwei
verschiedene städtebauliche Ansätze zu schaffen, die sowohl auf die
Düsselberger Straße, als auch auf die vorhandene Bebauung eingehen. Der Entwurf zeichnet sich
durch den aufgelockerten Block zur Düsselberger Straße und die Punkthäuser
Hang, als Puffer zur Blockstruktur und der vorhandenen Bebauung aus. Der Block bietet zur
Straße hin die Möglichkeiten Dienstleistung unterzubringen und hat einen
geschützten Innenbereich mit Spielplatzmöglichkeiten etc., gleichzeitig ist
er auch eine Art Puffer für die dahinter liegende Bebauung der Punkthäuser. Stellungnahme der Verwaltung: ·
Das städtebauliche Grundgerüst ist einfach, das Areal wird in drei
Terrassen geteilt, eine verdichte Zone nach Süden mit Geschosswohnungsbau,
nach Norden zum Marktweg lockert die Bebauungsdichte stark auf und schafft so
genügend Abstand zur Bestandbebauung. Dazwischen verknüpft ein großzügiger
öffentlicher Park das Plangebiet mit der umgebenden Bebauung. Der Grünraum
wäre weiter zu differenzieren. ·
Der „Nutzungsmix“ an der Düsselberger Straße mit (öffentlichen
Stellplätzen?) entspricht den
Entwurfs-vorgaben. Die Platzierung einer multifunktionalen Nutzung ist
prinzipiell möglich, · Aussage zur verkehrlichen
Anbindung fehlen, im südlichen Bereich wäre die Errichtung von Tiefgaragen
denkbar. Die Anordnung von privaten Stellplätzen im Bereich der
„punktförmigen“ Wohnbebauung würde die offene Bebauungsstruktur
konterkarieren, insofern käme hier nur eine Unterbringung in einer Tiefgarage
in Frage. |
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Zusammenfassende tabellarische
Bewertung:
Kriterium |
Arbeit 1 |
Arbeit 2 |
Arbeit 3 |
Arbeit 4 |
Arbeit 5 |
Arbeit 6 |
Verkehrliche Anbindung / Anordnung d. Stellplätze |
+ / o (TG) |
o / o (TG?) |
o / − (TG?) |
+ / o |
o / o |
− / − (TG?) |
Vernetzung des Grünzugs / Qualität der Freiflächen |
o / o |
− / − |
− / + |
o / o |
− / − |
++ / + |
Räume mit multifunk-tionaler Nutzung |
+ |
+ |
o (?) |
−− |
o (?) |
+ (?) |
Wohnqualität / sonst. Nutzungen |
+ / o |
o / o |
+ / + |
+ / ++ |
+ / o |
+ / + |
Umsetzung Topographie / Verschattung Marktweg |
+ / ++ |
o / + |
o / ++ |
++ / + |
o / + |
+ / o |
Städtebauliche Qualität, Bezug zur Umgebung |
++ |
o |
− |
o |
− |
o |
Bewertung:
++ gut erfüllt,
+ erfüllt, o indifferent,
− teilweise
erfüllt, −− nicht erfüllt
TG = Tiefgarage
2.
Empfehlung der Verwaltung und weitere Vorgehensweise
Aus Sicht der Verwaltung enthält insbesondere
die Arbeit Nr. 1 viele entwicklungswürdige und -fähige Ansätze. Die
Verwaltung empfiehlt deshalb, auf der Basis dieser Arbeit die städtebauliche
Grundkonzeption weiter auszuarbeiten und dabei folgende Aspekte zu
berücksichtigen:
·
Der öffentliche
Raum ist hinsichtlich der Nutzung und Gestaltung weiter zu differenzieren, der
Grünzug ist besser anzubinden
·
Da das
Grundstück der IKK für eine kurzfristige Nutzung nicht zur Verfügung steht, ist
das Konzept so zu optimieren, dass hiervon unabhängig das Areal modular durch
einen oder mehrere Investoren entwickelt werden kann.
·
Die Lage der
multifunktionalen Räumlichkeiten mit quartiersbezogenen Service-angeboten ist
ebenfalls zu überdenken.
·
Die
Bauformen sind weiter auszudifferenzieren und zu gliedern, so dass
unterschiedliche Wohnformen ermöglicht werden können.
·
Die
Erschließung, insbesondere die Lage der Tiefgaragen ist zu optimieren, kleinere
Tiefgarageneinheiten sind vorzusehen.
In einer der nächsten Sitzungen des SUVA ist
beabsichtigt, den überarbeiten Entwurf dem Ausschuss vorzustellen und eine
Entscheidung über die weitere städtebauliche Planung treffen zu lassen.
Beschlussvorschlag:
„1. Der Bericht über den Studentenworkshop „Bürgerhausareal“ wird zur Kenntnis genommen.
2. Die Verwaltung wird beauftragt, auf der Basis des Entwurfs Nr. 1 die städtebauliche Grundkonzeption für das Areal weiter auszuarbeiten.“