Sachverhalt:
Urbane Räume
unterliegen grundsätzlich, aber insbesondere mit Blick auf den Klimawandel,
starken Transformationsprozessen. Diverse Anpassungsbedarfe ergeben sich
hierbei aufgrund der veränderten stadtklimatischen Rahmenbedingungen in
struktureller, funktionaler, aber auch gestalterischer Sicht. Dem Klimaatlas
des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV NRW) zufolge
leben bereits heute 17,6 Prozent der Haaner Bürger_innen und damit rund 5.200
Menschen in Haan unter ungünstigen bis sehr ungünstigen thermischen Bedingungen.
Mit Fokus auf den
Klimawandel und dessen Auswirkungen auf das Stadtklima und damit auch auf die
Aufenthaltsqualität von innerstädtischen Freiräumen ziehen Städte wie
Düsseldorf oder Hilden schon seit längerem Stadtklimaanalysen als Grundlage für
stadträumlich wirksame Planungen heran. Weitere Kommunen haben in den letzten
Jahren Stadtklimaanalysen beauftragt und berichten von zielführenden
Erkenntnissen hieraus für laufende Planungen.
Diese Informationen
ergaben sich aus dem Fachdialog der Verwaltung mit der Kommunal Agentur NRW und
dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV NRW) sowie den Stadtverwaltungen
Düsseldorf, Gronau, Lünen, Ratingen, Erkrath und Bad Oeynhausen.
Im Gespräch mit
Fördergeber_innen wurde bereits mehrfach gespiegelt, dass die planerische
Reaktion auf Klimawandelfolgen durch Klimaanpassungsmaßnahmen bereits
integraler Bestandteil von Förderprogrammen ist und noch verstärkt wird.
Ein wichtiges Ziel der
klimaangepassten Stadtentwicklung ist es, Wärmeinseleffekte in Städten zu
verringern und so den Hitzestress für die Bevölkerung zu minimieren. Hierfür
sind unter anderem genügend Frischluftschneisen erforderlich. Die in
windschwachen Sommernächten auftretenden Kaltluftströmungen können bei
entsprechender Anbindung an überhitzte Stadtteile zur Abschwächung von
Hitzebelastungen führen. Der effiziente Einsatz von Klimaanpassungsmaßnahmen
ist nur dann gewährleistet, wenn im Vorfeld diejenigen Stadtgebiete,
Straßenzüge und Plätze mit besonderer stadtklimatischer Relevanz identifiziert
werden, in denen der größte Handlungsbedarf besteht.
Stadtklimaanalysen verschneiden
Klimadaten und -projektionen mit Geoinformationen (z.B. zu Topographie,
Flächennutzung, Bevölkerung) und bilden die thermische und lufthygienische
Situation sowie ausgewählte Zukunftsszenarien in aussagekräftigen
kartographischen Darstellungen zum Mikroklima ab. So werden unter anderem
Kaltluftströme im städtischen Gesamtzusammenhang dargestellt und die Identifizierung
von Quartieren, Straßenzügen oder Plätzen als stadtklimatische Belastungs- oder
Ausgleichsräume wird möglich. Mittels ergänzender Szenarien sind Prognosen zu Effekten
des fortschreitenden Klimawandels sowie von gestalterischen und funktionalen
Entscheidungen in Bezug auf Stadtplanung und Landschaftsarchitektur darstellbar
und bieten damit eine umfassende Planungs-, Beratungs- und
Entscheidungsgrundlage für Stadtverwaltung und Politik.
Im Vergleich zu
bestehenden und frei verfügbaren, stadtgebietsbezogenen Klimaanalysekarten des
LANUV (siehe Integriertes Klimaschutzkonzept der Stadt Haan, S. 8 f.),
welche in einem 100 Meter-Raster aufgenommen wurden, würden die beauftragten
Karten in einer parzellenscharfen Auflösung von 5-10 Metern erstellt werden.
Damit ermöglichte Aussagen zu kleinräumigen Zuständen und Potenzialen würden einen
fachlichen Mehrwert für städtebauliche Projektentwicklungen im gesamten
Stadtgebiet und das Fundament für zukünftige Projektskizzen als Reaktion auf
Förderaufrufe bilden.
In einem möglichen
Gesamtauftrag enthalten wären eine hochaufgelöste stadtklimatische
Gesamtbetrachtung der Stadt Haan im Ist-Zustand (Status Quo), sowie in einem
ausgewählten Zukunftsszenario (Klimawandelfolgen ohne weitere städtebauliche
Veränderungen / “business-as-usual“ im Jahr 2045). Berechnungen und Karten
visualisieren dabei u.a. wichtige Kaltluftströme und stellen die
mikroklimatische Situation bei Tag und bei Nacht gegenüber. Auch Einzelstandorte
werden im Gesamtkontext betrachtet. Platzflächen mit ihrem meist hohen Versiegelungsgrad
bieten ein großes, jedoch bisher nicht quantifizierbares Potenzial, durch
Umgestaltungen in Richtung geringerer Versiegelung und stärkerer Begrünung
positiv auf das Stadtklima einzuwirken.
Grundsätzlich sieht
die Verwaltung eine große Herausforderung, auf zukünftig häufigere und
intensivere Extremwetterereignisse im Zuge des Klimawandels (darunter
Hitzeperioden und Starkniederschläge) zu reagieren und die städtebauliche
Entwicklung darauf abzustimmen.
Beschlussvorschlag:
Die Verwaltung erarbeitet
zusammen mit einem Fachbüro eine Stadtklimaanalyse für das gesamte Stadtgebiet als Grundlage für zukünftige Förderaufrufe und
Planungen.
Finanz. Auswirkung:
Die Kosten für die dargestellten Leistungen werden auf Grundlage einer
Marktbefragung auf rund 80.000 EUR brutto geschätzt.
Ein Deckungsvorschlag aus dem gegenwärtigen Haushaltsjahr 2022 ist
vorhanden.
Nachhaltigkeitseinschätzung:
Eine Stadtklimaanalyse würde dazu beitragen, dass Grün- und Freiflächen
als Baustein einer klimaangepassten Stadt faktenbasiert geplant, gestaltet und
nachhaltig entwickelt werden können. Weiterhin könnte die Analyse den Ausbau
bedarfsgerechter Orte der Begegnung im Stadtgebiet unterstützen und den Zugang
zu qualitativen Grün- und Freiflächen sicherstellen, welche beispielsweise auch
während Hitzeperioden resiliente und angenehme Aufenthaltsorte, auch für
vulnerable Bevölkerungsgruppen, darstellen.