Betreff
Durchführung einer Stadtklimaanalyse vor dem Hintergrund der kommunalen Klimaanpassung hier: Beauftragung eines Fachbüros
Vorlage
61/062/2022
Art
Beschlussvorlage
Untergeordnete Vorlage(n)

Sachverhalt:

 

Urbane Räume unterliegen grundsätzlich, aber insbesondere mit Blick auf den Klimawandel, starken Transformationsprozessen. Diverse Anpassungsbedarfe ergeben sich hierbei aufgrund der veränderten stadtklimatischen Rahmenbedingungen in struktureller, funktionaler, aber auch gestalterischer Sicht. Dem Klimaatlas des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV NRW) zufolge leben bereits heute 17,6 Prozent der Haaner Bürger_innen und damit rund 5.200 Menschen in Haan unter ungünstigen bis sehr ungünstigen thermischen Bedingungen.

 

Mit Fokus auf den Klimawandel und dessen Auswirkungen auf das Stadtklima und damit auch auf die Aufenthaltsqualität von innerstädtischen Freiräumen ziehen Städte wie Düsseldorf oder Hilden schon seit längerem Stadtklimaanalysen als Grundlage für stadträumlich wirksame Planungen heran. Weitere Kommunen haben in den letzten Jahren Stadtklimaanalysen beauftragt und berichten von zielführenden Erkenntnissen hieraus für laufende Planungen.

 

Diese Informationen ergaben sich aus dem Fachdialog der Verwaltung mit der Kommunal Agentur NRW und dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV NRW) sowie den Stadtverwaltungen Düsseldorf, Gronau, Lünen, Ratingen, Erkrath und Bad Oeynhausen.

 

Im Gespräch mit Fördergeber_innen wurde bereits mehrfach gespiegelt, dass die planerische Reaktion auf Klimawandelfolgen durch Klimaanpassungsmaßnahmen bereits integraler Bestandteil von Förderprogrammen ist und noch verstärkt wird.

 

Ein wichtiges Ziel der klimaangepassten Stadtentwicklung ist es, Wärmeinseleffekte in Städten zu verringern und so den Hitzestress für die Bevölkerung zu minimieren. Hierfür sind unter anderem genügend Frischluftschneisen erforderlich. Die in windschwachen Sommernächten auftretenden Kaltluftströmungen können bei entsprechender Anbindung an überhitzte Stadtteile zur Abschwächung von Hitzebelastungen führen. Der effiziente Einsatz von Klimaanpassungsmaßnahmen ist nur dann gewährleistet, wenn im Vorfeld diejenigen Stadtgebiete, Straßenzüge und Plätze mit besonderer stadtklimatischer Relevanz identifiziert werden, in denen der größte Handlungsbedarf besteht.

 

Stadtklimaanalysen verschneiden Klimadaten und -projektionen mit Geoinformationen (z.B. zu Topographie, Flächennutzung, Bevölkerung) und bilden die thermische und lufthygienische Situation sowie ausgewählte Zukunftsszenarien in aussagekräftigen kartographischen Darstellungen zum Mikroklima ab. So werden unter anderem Kaltluftströme im städtischen Gesamtzusammenhang dargestellt und die Identifizierung von Quartieren, Straßenzügen oder Plätzen als stadtklimatische Belastungs- oder Ausgleichsräume wird möglich. Mittels ergänzender Szenarien sind Prognosen zu Effekten des fortschreitenden Klimawandels sowie von gestalterischen und funktionalen Entscheidungen in Bezug auf Stadtplanung und Landschaftsarchitektur darstellbar und bieten damit eine umfassende Planungs-, Beratungs- und Entscheidungsgrundlage für Stadtverwaltung und Politik.

 

Im Vergleich zu bestehenden und frei verfügbaren, stadtgebietsbezogenen Klimaanalysekarten des LANUV (siehe Integriertes Klimaschutzkonzept der Stadt Haan, S. 8 f.), welche in einem 100 Meter-Raster aufgenommen wurden, würden die beauftragten Karten in einer parzellenscharfen Auflösung von 5-10 Metern erstellt werden. Damit ermöglichte Aussagen zu kleinräumigen Zuständen und Potenzialen würden einen fachlichen Mehrwert für städtebauliche Projektentwicklungen im gesamten Stadtgebiet und das Fundament für zukünftige Projektskizzen als Reaktion auf Förderaufrufe bilden.

 

In einem möglichen Gesamtauftrag enthalten wären eine hochaufgelöste stadtklimatische Gesamtbetrachtung der Stadt Haan im Ist-Zustand (Status Quo), sowie in einem ausgewählten Zukunftsszenario (Klimawandelfolgen ohne weitere städtebauliche Veränderungen / “business-as-usual“ im Jahr 2045). Berechnungen und Karten visualisieren dabei u.a. wichtige Kaltluftströme und stellen die mikroklimatische Situation bei Tag und bei Nacht gegenüber. Auch Einzelstandorte werden im Gesamtkontext betrachtet. Platzflächen mit ihrem meist hohen Versiegelungsgrad bieten ein großes, jedoch bisher nicht quantifizierbares Potenzial, durch Umgestaltungen in Richtung geringerer Versiegelung und stärkerer Begrünung positiv auf das Stadtklima einzuwirken.

 

Grundsätzlich sieht die Verwaltung eine große Herausforderung, auf zukünftig häufigere und intensivere Extremwetterereignisse im Zuge des Klimawandels (darunter Hitzeperioden und Starkniederschläge) zu reagieren und die städtebauliche Entwicklung darauf abzustimmen.

 

 

Beschlussvorschlag:

 

Die Verwaltung erarbeitet zusammen mit einem Fachbüro eine Stadtklimaanalyse für das gesamte Stadtgebiet als Grundlage für zukünftige Förderaufrufe und Planungen.

 

 

Finanz. Auswirkung:

 

Die Kosten für die dargestellten Leistungen werden auf Grundlage einer Marktbefragung auf rund 80.000 EUR brutto geschätzt.

Ein Deckungsvorschlag aus dem gegenwärtigen Haushaltsjahr 2022 ist vorhanden.

 

Nachhaltigkeitseinschätzung:

 

 

Eine Stadtklimaanalyse würde dazu beitragen, dass Grün- und Freiflächen als Baustein einer klimaangepassten Stadt faktenbasiert geplant, gestaltet und nachhaltig entwickelt werden können. Weiterhin könnte die Analyse den Ausbau bedarfsgerechter Orte der Begegnung im Stadtgebiet unterstützen und den Zugang zu qualitativen Grün- und Freiflächen sicherstellen, welche beispielsweise auch während Hitzeperioden resiliente und angenehme Aufenthaltsorte, auch für vulnerable Bevölkerungsgruppen, darstellen.